Zinsentwicklung … Update zum Beitrag vom 22.12.2014
Die aufgestellte These war, dass es einen Mindestabstand für die Spreads zwischen den langfristigen und kfr. Zinsen gibt – sofern nicht außerordentliche Entwicklungen zu inversen Zinsstrukturen führen – die dann in der Regel aber nur kfr. Bestand haben.
Inverse Zinsstrukturen – also dass langfristige Zinssätze niedriger sind als kfr. Zinssätze – treten im kfr. Bereich bis 2 Jahre schon mal öfters auf. Dies bedeutet im Allgemeinen, dass man noch diese Zeit mit gleich niedrigen bzw. niedrigeren kfr, Zinsen rechnet. Im langfristigen Bereich von 5 – 10 Jahren sind sie selten und Ausdruck besonderer Ungleichgewichte.
Zur Zinssituation:
Die Zinsen scheinen in 2015 erst einmal einen Boden gefunden zu haben. Das ist schon beachtlich, da die EZB ja die Staatsanleihenkäufe beschlossen und angekündigt hat und damit die Zinsen – auch am langfristigen Ende – eigentlich unter Abwärtsdruck geraten könnten. Aber das Programm ist auch noch nicht gestartet.
Der 3-Monats-Euribor liegt bei rd. 0,05%, der 5-Jahres-Swaps bei um die 0,3% und der 10-Jahres-Swap bei rd. 0,7%.
Die These, dass der 5-Jahres-Swap mind. ca. 0,2% über dem 3-Monats-Satz liegen sollte passt daher noch.
Die These, dass der 10-Jahres-Swap weitere 0,3% darüber liegen sollte (also insg. 0,5% über dem 3-Monats-Euribor) passt auch noch.
Beide langfristigen Zinssätze haben noch sehr geringfügiges Absenkungspotential. Vielleicht wirkt da in Kürze noch das Ankaufsprogramm der EZB. Das Potential scheint aber gering zu sein.
Interessant bleibt die Entwicklung der kfr. Zinsen. Bisher gibt es zwar vereinzelt negative Zinsen im Tagesgeldbereich – bis zum 3-Monatssatz ist die Entwicklung aber noch nicht durchgedrungen. Hier wirkt die Nulllinie noch als psychologische Unterstützungslinie. Wenn diese Linie durch das „Gelddrucken“ der EZB nach unten durchbrochen wird, sind auch negative Zinsen in einem größeren Geschäftsumfeld (vgl. variabel verzinste Darlehen) Realität. Dann könnte sich die gesamte Zinsstrukturkurve noch einmal nach unten verschieben. Eine inverse Zinsstruktur, also dass die langfristigen Zinsen stärker sind als die kfr. Zinsen, ist trotz der flachen Ausgangslage der Zinsstrukturkurve m. E. nicht zu befürchten. Auch ggf. steigende Inflationsraten würden die kfr. Zinsen nicht mehr zwingend mitziehen.
Ausblick: Die Zinsen scheinen derzeit einen Boden gefunden zu haben. Die Wahrscheinlichkeit eines leichten Nachgebens ist höher als das Risiko eines Ansteigens der Zinsen. Für 2015 werden wir wohl auf diesem Zinsniveau verharren bzw. nur leichte Ausschläge in beide Richtungen sehen.