Zinsen 2025 – Was ist das „new normal“?
Oft habe ich schon über die Zinsentwicklung geschrieben, aber heute stehen wir nach der Zinserhöhung in einem unklaren Zinssenkungsprozess – Wie wird der genau aussehen? Wo werden wir landen? Gehen die Baufinanzierungszinsen wieder deutlich runter? Vielleicht sogar wieder auf Rekord-Tiefststände?
Aufgrund der (verspätetet gestarteten und auch wieder zu spät korrigierten) Zinserhöhungen der EZB haben wir aktuell eine inverse Zinsstruktur. Grundsätzlich sollte der Markt wieder in eine „normale“ Zinsstrukturkurve entwickeln, das bedeutet das langfristige Zinsen wegen der inkludierten Kosten und Unsicherheiten teurer als kurzfristige Zinsen sind. Doch wird sich das jetzt in der Praxis realisieren?
Grundsätzlich geht man davon aus, dass eine Umbildung von einer inversen in eine nicht-inverse Zinsstrukturkurve expansiv ist, das bedeutet das in einem gesunden Umfeld die langfristigen Zinsen über die kurzfristigen Zinsen steigen und sich so wieder die „normale“ Zinsstrukturkurve herausbildet. In einem wirtschaftlich schlechteren Umfeld sinken die kurzfristigen Zinsen bei nahezu unveränderten langfristigen Zinsen deutlich um das Zielbild zu erreichen.
Sowohl die letzte Zinserhöhungsphase als auch die aktuellen Zinssenkungen sind dirigistisch durch die EZB erfolgt. Die aktuellen Zinssenkungen der EZB haben bereits die kurzfristigen Zinsen deutlich gesenkt. Die kurzfristigen Zinsen der deutschen Staatsanleihen liegen bei rd. 2,8% (ein Monat), die zehnjährigen Anleihen notieren bei rd. 2,4% (Zinstief ist bei rd. 2,1% bei 6 Jahren). Aktuell liegen die Solange die Inflation nicht wider deutlich anspringt wird die EZB die Zinssenkungen fortsetzen. Die Zinssenkungen der EZB gehen perspektivisch schneller voran als die FED in den USA. Das hat auch bereits jetzt schon einen stärkeren Dollar gegen den Euro unterstützt.
Die aktuelle Situation ist diffizil. Die wirtschaftliche Lage in der EU ist nicht gut, die größten Volkswirtschaften (insbesondere Deutschland) weisen kein wirkliches Wirtschaftswachstum auf und es bestehen zusätzliche wirtschaftliche Risiken für die nähere Zukunft. zudem weisen Deutschland und Frankreich erhebliche politische Risiken auf, die sowohl die Wirtschaft aber auch die EZB bzw. deren Politik beeinflussen können.
Grundsätzlich erwarte ich die rezessiven Weg der Normalisierung der Zinsstruktur. Die kurzfristigen Zinsen werden sinken und die langfristigen stabil bleiben. Tatsächlich haben sich die langfristigen Zinsen im Jahresvergleich sogar leicht erhöht (um 0,2%), trotz der eingeleiteten Zinswende der EZB – eigentlich eine unerwartete Erkenntnis. Zwar sind die langfristigen Zinsen gegenüber dem Hoch in 2023 deutlich um über 1% gefallen, im letzten Jahr nach Anstiegen und Abfällen aber eigentlich insgesamt stabil geblieben.
Die Die letzten Zinssenkungen der EZB haben die langfristigen Zinsen also nicht nachhaltig beeinflusst. Aufgrund des wirtschaftlichen und politischen Umfeldes erwarte ich das auch für die nächsten sechs Monate nicht. Die langfristigen Baufinanzierungskonditionen werden sich wohl daher nicht weiter absenken oder gar wieder in alte Tiefststände entwickeln. Es könnte sogar zu leichten technischen Gegenbewegungen kommen. Leider für viele Häuslebauer und Immobilieninvestitionen … allerdings ist das aktuelle Zinsniveau historisch immer noch ein sehr günstiges Niveau. Das „gelobte Land“ von vor drei Jahren kommt wohl erst einmal mich zurück.