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Heraklit

Wird die EZB-Politik berechenbarer? Was kommt nach Draghi?

19.06.2018 Allgemein Keine Kommentare

Die EZB hat sich deutlich geäußert – zumindest zum teil. Die Anleihenankaufprogramme sollen zum Jahresende auslaufen. Das ist eine klare Aussage. Klare Aussage sind grundsätzlich gut, da Unsicherheiten immer die Märkte belasten.

Zinserhöhungen sind auch im Sommer 2019 nicht zu erwarten. Ob nun „trugh“ oder „troughout the summer“ – nach dem Sommer ist damit eine Zinserhöhung möglich. Draghi könnte daher noch vor dem Ende seiner Amtszeit im Herbst den ersten Schritt setzen. Das könnte auch für ihn wichtig sein um nicht nur als EZB-Präsident der ultralockeren Politik in die Geschichtsbücher einzugehen, sondern auch als der Mann, der es „gerichtet“ hat und die Zinsen wieder anhob. So etwas ist für Präsidenten immer wichtig. Er würde damit auch den Druck der Zinswende von seinem Nachfolger nehmen.

Im Ergebnis bleibt es daher bei meiner Prognose, dass zum Jahresende mit dem Anleihenankaufprogramm „Schluss“ ist und Mitte nächsten Jahres die Zinsanhebungen kommen könnten. Sollt es zu einem Verfall de Euro aufgrund weltwirtschaftlicher Entwicklungen kommen, könnten Zinserhöhungen auch früher angezeigt sein.

Die Märkte werden die absehbar steigenden Zinsen bereits in der zweiten Jahreshälfte einpreisen. Dabei bleibe ich bei meiner Prognose, dass wir bis Ende 2019 keinen Zinsanstieg über 1% im 10-Jahresbereich erwarten dürfen.

Doch wie geht es weiter? Jens Weidmann wird immer wieder als möglicher Nachfolger Draghis gehandelt. Kaum vorzustellen, dass die Eurostaaten (insbesondere die Südländer) dem starken Deutschland auch diesen wichtigen Posten zubilligen. Allerdings hat Deutschland jetzt auch 20 Jahre seit EZB-Gründung gewartet und mit Draghi ist jetzt ein Vertreter der Südländer EZB-Präsident. Sollte sich Deutschland mit dem sicherlich hoch qualifizierten Weidmann durchsetzen, wäre sicherlich eine straffere Zinspolitik zu erwarten. Das würde auch zu den dann herrschenden Erfordernissen passen. Weidmann wäre sicherlich der richtige Mann, eine Zinswende auch um- und durchzusetzen. Deutschland könnte sich als größte Volkswirtschaft hier sicherlich durchsetzen.

Das Ganze gilt natürlich nur, wenn wir keinen nachhaltigen und durchschlagenden Handelskrieg bekommen und die Eurozone stabil bleibt. Davon gehe ich aber aus. Jetzt kann sich beweisen, ob freier Welthandel und dessen sicherlich mehrheitlich gegebenen wohlstandsfördernde Wirkung eine entsprechende (und notwendige) Stabilität und Widerstandskraft gegen Gefährdungen aufweist. Leider ist es wohl so, dass hoher Wohlstand, Frieden und Wachstum bzw. die Abwesenheit von Not und Krieg (und die wirkliche Erinnerung daran) eher Nationalismus, Populismus, Protektionismus und Krisen fördert. Wie auf der maslowschen Bedürfnispyramide sucht man, wenn alle Grundbedürfnisse erfüllt sind, weitere Ziele – die dann leider oft in der Befriedigung der eigene Eitelkeit, Überheblichkeit und Ego liegen. Wir hoffen, das die Gegenbewegung nicht zu stark wird.

 

 

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