Treasury Management Modul – sinnvolle Lösung oder unnötiger Aufwand?
Viele Unternehmen mittelständische Unternehmen fragen sich, ob ein zusätzliches Treasury-Management-System (TMS) sinnhaft bzw. lohnend ist. Hat man nicht bereits alle Daten zur Hand? Sind die Kosten nicht zu hoch?
Viele der Daten sind vorhanden, werden aber nicht für die Zwecke des TMS ausgewertet. Darstellungen der Darlehen und Derivate werden gern in Excel geführt und ausgewertet (z. B. durchschnittliche Laufzeiten von Darlehen und Zinssicherungen). Das ist alles natürlich nicht gesichert und erfordert einen hohen manuellen Aufwand – und birgt das Risiko von Fehleingaben.
Das TMS muss aber auch zusätzliche, neue Themen aufgreifen. So sind Cashflow-at-risk-Berechnungen und Value-at-Risk Betrachtungen eigentlich Standard – auch für das IKS eines Unternehmens. Zusätzlich sollten die dafür erforderlichen Marktdaten (Zinssätze, Volatilitäten etc.) auch für Analyse- und Prognosezwecke zur Verfügung stehen.
In der Praxis bzw. bei der Einführung stellen sich immer die Fragen: Wo werden welche Daten eingepflegt? Wo werden Daten verändert? Was ist das „führende“ System?
TMS sind meistens als „Stand-alone“-Lösungen konzipiert. Grundsätzlich wird vorausgesetzt, dass die Daten hier eingepflegt, bearbeitet und ggf. verändert werden. Das ignoriert die Situation, dass alle Daten in den bereits vorhandenen ERP- und Prognosesystemen vorhanden sind und nicht noch einmal eingegeben werden sollten. Zwar gibt es Import-Möglichkeiten für Plandaten (mittels manuellem CSV-Import), aber schon Stammdatenanpassungen (neue Kredite, neue Zinssicherungen) sind nicht überall laufend zu importieren.
Wenn eine gute Systemarchitektur bereits vorhanden ist, wird das TMS eher zu einem Datennehmer. Aktiv wird dann nur noch in der Liquiditätsplanung Daten verändert um die Liquidität kurzfristig genau zu steuern. Ggf. können dann auch hier Daten in die Kernsysteme zurückgeschrieben werden.
Mögliche, typische Anforderungen:
- Darstellung der vorhandenen Darlehen mit allen Konditionen (Import aus dem ERP-System)
- Darstellung der vorhandenen Derivate mit allen Konditionen (Import aus dem ERP-System)
- Darstellung der vorhandenen Liquidität inkl. Cashpool (Import aus ERP-System – oder Bank)
- Bereitstellung einer Liquiditätsplanung (Import der Plandaten aus Planungstool). Diese muss Anpassungen / Verschiebungen auf der oberen Benutzerebene zu lassen. Diese müssen bei Bedarf auch zurückgeschrieben werden. Die Liquiditätsplanung muss einen Soll-/Ist-Abgleich ermöglichen (Plandaten Alt zu Ist-Daten) und nach Möglichkeit eine Simulationsmöglichkeit (pauschale prozentuale Veränderungen von Einnahmen und Ausgaben)
- Cashflow-at-risk und Value-at-risk –Berechnungen.
- Importmöglichkeit von Marktdaten (Zinssätzen, Forwardsätze, Derivate), können diese mitbezogen werden?
Bei der Planung eines TMS ist zu beachten:
- Existieren TMS- Bausteine in den vorhandenen Systemen? Können die vorhandenen Systeme weiterentwickelt werden?
- Bei neuer Software: Soll die TMS-Software neu erworben und implementiert werden? Schnittstellen beachten. Oder kann eine Cloud-Lösung im Wege der Lizenz genutzt werden? Implementierungsdauer und kosten?
- Bei In-House-Lösung: Erfolgt das Hosting intern oder extern?
- Sollen die Daten auf Datenbankebene auch für weitere Verwendungen (wie einem Management-Informationssystem) zur Verfügung stehen?
Ein TMS soll also vorhandene manuelle Arbeiten automatisieren, erleichtern, absichern und Excel als System ablösen und zusätzliche Leistungen erbringen, die benötigt werden und derzeit nicht vorliegen – insb. CFaR und VaR sowie Marktdatenlieferungen.
Grundsätzlich kann ein TMS also die Systemlandschaft sehr positiv ergänzen. Es sichert die bisherigen manuellen Tätigkeiten durch gesicherte Prozesse und Daten ab und ermöglich zusätzliche Auswertungen und Risikobewertungen. Je nach Ziel und Aufwand kann eine Web-basierte Lösung oder eine selbst „gehostete“ eigene Software die richtige Lösung sein. Weitermachen auf Excel-Ebene kann es sicherlich nicht sein.