Sind wir schon Japaner? Wo gibt es dann noch Renditen?
Immer augenscheinlicher ist das Ziel der EZB dauerhaft niedrige Zinsen, damit sich die hohen Staatsschulden mit negativen Realzinsen ausinflationieren.
Aus dem Economic Bulletin der EZB aus Juli 2015 haben wir gelernt, dass mittels TLTRO’s (ganz langfristige Tender der EZB) auch die langfristigen Zinsen dauerhaft niedrig gehalten werden sollen.
Auch die Wirtschaft soll sich günstig refinanzieren können. Derzeit wird das Wirtschaftswachstum im Wesentlichen von der Binnennachfrage getragen. Dauerhaft führen hohe Verschuldungen der Staaten aber auch der Privathaushalte und Firmen zu flacherem Wirtschaftswachstum und Inflation.
Ölpreis und Inflation sind eng miteinander verzahnt. Auch viel des auf den Markt drängenden Anlagekapital wird vom Ölpreis beeinflusst (Saudi Arabien, Norwegen-Staatsfonds). Dauerhaft niedrige Ölpreise können daher den Nachfragedruck, der derzeit zu niedrigen Investitionsrenditen führt, mindern.
Ölpreis: Die Nachfrage ist eigentlich robust. Die US-Produktion fällt und daher sinken die Investitionen in Ölindustrie. Das Angebot wird nicht gedrosselt und Iran ist wieder da. Der Ölpreis sollte sich aufgrund der stabilen Nachfrage aber auf einen vertretbaren Niveau stabilisieren. Die alten Höchststände werden wir aber wohl geraume Zeit nicht mehr sehen.
USA: Werden wir noch Zinserhöhungen in 2016 sehen? Ja, da sich der Arbeitsmarkt in den USA positiv entwickelt und die Inflationen leicht gestiegen ist. Daher könnte der Wechselkurs
USD/EUR in 12 Monaten nahe der Parität kommen. Dies würde allerdings die US-Wirtschaft etwas einbremsen. Die Ursache der Entwicklung wäre die Zinsdifferenz zwischen Eurozone und den USA.
Eurozone: Hier sehen wir ein moderates Wachstum und einen verbessernden Arbeitsmarkt. Die strukturellen Reformen in den Eurostaaten gehen voran. Es bleiben aber politische Risiken.
Ausblick: Die Zinsen werden wohl für längere Zeit niedrig bzw. negativ bleiben. Aber die Volatilität wird sich deutlich erhöhen. Besonders zu beachten ist, das
das Ankaufsvolumen der EZB das Emissionsvolumen der Staatsanleihen der Eurozone deutlich übersteigt. Da jetzt auch Unternehmensanleihen gekauft werden, bleiben kaum noch Anleihen für institutionelle oder private Investoren. Dies drückt die Rendite und Zinsen weiter.
Wer jetzt noch Anlagen sucht: Staatsanleihen Italien, Spanien und Portugal mit etwas längerer Duration weisen noch vertretbare Renditen auf – bei vertretbarem Risiko. Ansonsten Unternehmensanleihen mit gutem A-Rating (GE, Allianz) bis BBB Merck (2,3%), Orange (3,4%).
Ggf. auch US-Papiere mit Währungschance.