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Heraklit

Ist die Zinswende da?

04.05.2015 Finance Keine Kommentare

Seit Mitte April steigen die Zinssätze ab den mittleren Laufzeit entlang der Zinsstrukturkurve wieder an – im 10 Jahresbereich sogar erheblich. Dieser Aufwärtstrend ist der längste der jüngeren Vergangenheit und könnte daher mehr als eine reine kurzfristige Korrektur sein.

Unterstützt wird diese Annahme von den deutlich gestiegen Forwardsätzen, d. h. dass der markt auch künftig höhere Zinsen erwartet. Der 5-Jahres Forward für dann 10 Jahre ist innerhalb einer Woche von 1,0 auf 1,25% gestiegen!

Auslöser sind auch öffentliche Äußerungen von „Investment-Legenden“, die einem Verkauf  / Ausstieg aus den Bonds ankündigen.

Ich sehe eine große Chance, dass die Zinswende – in den kurzfristigen Zinsen – tatsächlich eingetreten ist. Die Gründe.

1. Die EZB-Politik des billigen und unbegrenzten Geldes wirkt nur auf die kurzfristigen Zinsen. Die längerfristigen Zinsen entziehen sich stärker diesem Einfluss und unterliegen eher Markteinflüssen.

2. Die von mir bereits angekündigte Versteilung der Zinsstrukturkurve könnte jetzt eintreten. Die kfr. Zinsen bleiben gesteuert niedrig, die längerfristigen Sätze steigen. Das freut auch die Banken, die damit wieder Geld mit der Fristentransformation verdiene können. Daher werden diese den Trend auch unterstützen.

3. Die wirtschaftlichen Rahmendaten sind insgesamt und gewichtet in der Eurozone gut – auf jeden Fall besser als es das Zinsniveau widerspiegelt.

4. Die Inflation sinkt nicht weiter – ggf. wirken die EZB-Maßnahmen tatsächlich auf die Inflation.

5. Psychologie: Die „normalen“ Zinsabstände der Laufzeitbänder bei nicht inversen Strukturen (vergleiche dazu meine früheren Beiträge) lassen eigentlich kein weiteres Sinken mehr zu. Ich gehe nicht davon aus, dass die gesamte Zinskurve ins Minus rutschen könnte. Die Banken werden sich nicht langfristig wechselseitig Geld zu negativen Zinsen ausleihen. Und den Kunden will man aus grundsätzlichen Erwägungen keine Darlehen mit negativen Zinsen ausreichen. Bei einem Fixkpunkt der kfr. Zinsen nahe „null“ und den vorgenannten Zinsabständen ist eigentlich keine Luft mehr nach unten (unter die Sätze von Mitte April)

6. Die US-Zinsanhebung lässt auf sich warten, wird aber noch erwartet. Für eine Anhebung müssten sich die wirtschaftlichen Rahmendaten in diesem Jahr noch verbessern. Allerdings schwächelt die US-Konjunktur wieder … Auch die Aufwertung des USD ggü. des Euro stockt. ich sehe hier einen Zielwert von 1,10 USD/EUR als realistisch.

Fazit. Kurzfristige Zinsen bleiben noch weiter niedrig – die längerfristigen Zinsen haben wohl von mir für dieses Jahr erwartete Zinswende erreicht. Kurzfristig kann weiterhin günstig bleiben.

Lang eindecken, auch wenn jetzt der Tiefpunkt jetzt wohl hinter uns liegt. Ggf. mittels Forwardsätzen für die Zukunft Vorsorge treffen – sofern möglich.

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Dr. Michael Piontek