Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft – wie behält man den Überblick? Was ist sinnvoll umsetzbar?
Digitalisierung ist derzeit eines der treibenden Themen in der Immobilienwirtschaft. Die Unternehmen sind oft noch wenig digitalisiert – gleichzeitig werden hunderte neue digitale (oft Einzel-) Lösungen auf den Markt gebracht.
Hier gilt es den eigenen Digitalisierungsstand ehrlich zu erfassen, Potentiale zu erkennen und die Umsetzbarkeit (inkl. Akzeptanz beim Personal) realistisch abzuschätzen.
Digitalisierung muss „von innen“ kommen. Der Bedarf muss ermittelt werden, Zum Beispiel: Wo werden Daten von Hand erfasst, die bereits in anderen Systemen oder bei Vertragspartnern vorhanden sind (Ersparung langweiliger, manueller Arbeit sowie Fehlervermeidung)? Wo wird Papier bewegt (DMS, Workflows)? Wo werden Prozesse und Analysen manuell oder in Excel umgesetzt?
Zuerst sollte geprüft werden, welche Themen mit den vorhandenen Systemen umgesetzt werden können – oder ob diese entsprechend erweitert werden können. Neue Softwaresysteme mit neuen Schnittstellen bedeuten neben dem Implementierungsaufwand auch neue Fehlerpotentiale bei Updates und im Zusammenspiel verschiedener EDV-Systeme. Auch müssen neue Systeme erst einmal von den Mitarbeitern akzeptiert und auch genutzt werden. Schnell kommt es aufgrund der Komplexität zu Ablehnungen und Unzufriedenheit bei bzw. durch die Mitarbeiter.
Bei neuen Systemen sollte immer eine Single-Sign-on Lösung berücksichtigt werden. Komplexität in der Bedienung ist zu vermeiden. Auch müssen die neuen Systeme alle vorhandenen Daten aus den vorhandenen Systemen automatisch übernehmen um Mehrarbeiten zu vermeiden. Bei DMS-Systemen sollte möglichst eine automatische Verschlagwortung gesichert werden.
neue Systeme sollten unbedingt keine Single-Use-Lösungen sein. Dies trifft aber auf die meisten Star-Ups im Prop-tech-Bereich zu. Dort werden einzelne Lösungen möglichst zügig auf den Markt gebracht. Ob die Anbieter und Systeme langfristig bestehen bleiben, bleibt abzuwarten. Für die Immobilienwirtschaft ist es aber keine Lösung, mehrere neue zusätzliche Systeme parallel zu den bestehenden Softwareprogrammen neu zu installieren (Schnittstellen, Bedienbarkeit, Akzeptanz bei den MA). Daher kommen eher die bereits längerfristig am Markt vorhandenen Plattformen und Systeme in Frage, die einen weitergehenden Nutzen bieten und die Daten mehrfach nutzbar machen. Aber auch diese Plattformen sind von der Nutzbarkeit / Angeboten begrenzt. Daher bleibt abzuwarten, ob sich diese Plattformen für weitere Anbieter und Systeme öffnen, um dem Kunden weitgehende Lösungen „all-in-one“, also aus einer Hand anbieten zu können. Hier stellen sich dann technische, rechtliche und wirtschaftliche fragen. Dazu werde ich auch auf der Expo Real ein Panel mit namhaften Plattform-Anbietern moderieren. Ich bin gespannt.