Kategorie: Finance
Michael Piontek
10.12.2016
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Die EZB hat angekündigt, ihr Ankaufsprogramm um 9 Monate bis Jahresende 2017 zu verlängern. Allerdings wird das monatliche Ankaufsvolumen auf 60 Mrd. EUR gesenkt. Das sei kein Beginn eines Taperings, also eines Zurückfahrens der expansiven Geldpolitik.
Was sind die Gründe? Die angegebenen Ziele, dass Banken mit dem billigen Geld mehr Kredite ausreichen sollen und die Wirtschaft deutlich angekurbelt werden soll, werden seit Beginn der Maßnahmen verfehlt. Dennoch geht es fleissig weiter – warum? Was ist die „Hidden Agenda“?
Meines Erachtens sollen natürlich die Problemstaaten der Eurozone gestützt werden – deutlich höhere Zinsen würden die Haushaltslagen der chronisch reformunwilligen Länder erheblich verschärfen und die gesamte Eurozone gefährden. Die Lösung ohne Reformen kann nur in einer Inflation liegen, die deutlich über der Verzinsung von (kurzfristigen) Staatsschulden liegt. Deshalb strebt die EZB eine Inflation knapp unter 2% an, während die Verzinsung der Staatschulden darunter liegen soll. Dadurch werden die Staaten entschuldet – allerdings zu Lasten der Sparer / Geldanleger. Das ist in Staaten wie Italien und Griechenland etc. auch vertretbar, denn diese Staaten sind in der vergangenen Jahrzehnten auch von den eigenen Bürgern „ausgeplündert“ worden. Hohe Staatsschulden bei niedrigen Steuern und hohen Privatvermögen – auch wenn uns in der Presse immer nur die „Armen“ gezeigt werden (die es zweifelsfrei gibt).
Von sachkundiger Seite wurde auch das Argument von Herrn Sinn angeführt, nämlich das die Auslandsschulden durch den Ankauf von Staatsanleihen wieder in die Eurozone zurückgeholt werden sollen – auch um bei einem Scheitern des Euro eine „Eurozonen-interene“ Verrechnung (über die aufgebauten Targetsalden) vornehmen zu können. Das wäre dann der große Schuldenschnitt. Denn ein Austritt Giriechenlands vor 2 Jahren ist auch daran gescheitert, dass die Euro-Anleihen in großem Umfang von China gehalten wurden. Dort wäre ein Verfall der Anleihen nicht gut angekommen. Ein massiver und unkontrollierter Abstoss von Euroanleihen druch China und andere Gläubiger hätte den Euro ingesamt gefährdet. Ich glaube aber nicht, dass ein Insourcing der Auslandsschulden das Ziel der EZB ist. Die von Herrn Sinn genannten Länder Italien, Spanien, Portugal und Griechenland (meine „Rotweintruppe“) haben per 30.06.2016 insgesamt 3.800 Mrd. EUR Auslandsschulden (www.statista.de) – die Targetsalden von rd. 800 Mrd. EUR für diese Staaten sind daher nur ein kleinerer Teil. Das sich die Targetsalden soweit aufbauen werden, glaube ich derzeit nicht. Das Ankaufsprogramm 2017 ist rd. 1.000 Mrd. EUR schwer (für alle Eurostaaten).
Aber man muss zugestehen, dass das Risiko eines Scheiterns der Euro gestiegen ist. Die politischen national orientierten Bewegungen, die Reformunwilligkeit der Euro-Problemstaaten könnten bei entsprechenden Regierungswechseln über Italexit, Portexit etc. tatsächlich zu einem Ende des EURO führen. Was passiert dann? Kommt der Nordo und der Südo? Eine Währung der starken Nordstaaten würde in der Folge stark aufwerten. Wir wären einen Moment reich – und dann in der Mehrheit arbeitslos, da unsere exportorientierte Wirtschaft ihre Pordukte nicht mehr veräußern könnte. Importe wären zwar günstig – aber wir haben nun mal einen Handelsüberschuß. Dann würden wir für die (finanzierten) Ãœberschüsse der Vergangenheit „bezahlen“. Was macht der Südo? Die Währung der eher schwachen Südstaaten wertet ab – dort kann sich die Währung dann der Wirtschaftleistung anpassen. Importe werden dort teuer – das wird das Volk schon treffen. Es kann aber billig exportiert werden – das wird Arbeitsplätze schaffen und die aktuelle Jugendarbeitslosigkeit beenden.
Wir haben also eigentlich ein hohes Eigeninteresse daran, dass der Euro nicht scheitert. Das wissen auch die Südstaaten. Ist es billiger die Südstaaten auf verschiedene Wege weiter zu subventionieren um den Euro zu erhalten? Zahlen wir indirekt für die Handeslüberschüsse innerhalb der Eurozone aus der Vergangenheit? Oder lassen wir den Euro scheitern und zahlen – eher unabsehbar und unkontrollierbar – durch massive Aufwertung eines Nordo oder einer neuen DM durch Verlust an Export und Arbeitsplätzen? Was istd er bessere Weg?
Die Politik wählt natürlich im Zweifel den Weg des geringeren Risikos – niemand will das Scheitern des Euro verantworten. Und die Südstaaten wissen das und werden uns noch eine Reihe von Schuldenschnitten (direkt oder indirekt druch Tilgungsstreckungen) abverlangen. Was ist besser oder günstiger? Das ist sicherlich nicht so einfach beantworten, da man die Kosten für beide Wege nicht wirklich vorhersagen kann.
Die Politik wird den Kurs nicht ändern – vielleicht kommt es dann unkontrolliert. Oder die Zentralbank hält die Zinsen wie in Japan langfrsitig niedrig – und es tritt kein unkontrollierten Zusammenbruch des Euro auf. Darauf hofft die Politik, was riskant ist. Man kann nur hoffen, es gibt einen Plan B …
Michael Piontek
07.12.2016
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Die Versteilung der Zinskurve schreitet voran. Während der 3-Monats-Euribor bei unter – 0,31% verharrt und die Zinsen bis unter 2 Jahren relativ stabil bleiben hat sich das lange Ende deutlich erhöht. Zur Freude der Banken (jetzt kann wieder etwas Geld verdient werden) und auch mancher Anleger.
Der 20 Jahres-Swap ist bei 1,25 % angekommen – von 0,7 % Ende Oktober. Hier am langen Ende kann die EZB nur bedingt bis gar nicht einwirken. Die kurzfristigen Zinsen werden dagegen stark vom negativen Einlagezins der EZB mit – 0,4% beeinflusst. Solange dieser stabil bleibt werden die kurzfristigen Zinsen nicht steigen.
Die langfristigen Zinsen reagieren auf die wirtschaftlichen Entwicklungen – und die Erwartungen des Marktes. Der gestiegene Ölpreis (nach den OPEC-Sitzungen) hat die Inflationserwartungen befeuert. Der „Inflations-Swap“ (5 Jahre in 5 Jahren) ist mit 1,66% gegenüber dem Juli (1,25%) deutlich gestiegen. Daher könnte die EZB im Laufe des Jahres 2017 seine Politik etwas lockern, indem es die gestiegene Inflation als Erfolg ihrer Politik missdeutet.
Weltweit sind die Zinsstrukturkurven gestiegen, und die Forwards weisen weiter nach oben.
Alte Muster passen nicht mehr. Eigentlich ist eine Menge Unsicherheit im markt: Wie geht es mit Italien, Frankreich und dem Euro weiter? Platzt der Euro in den nächsten Jahren? Die Staatsschuldenkrise ist alles andere als gelöst. In den USA ist Unsicherheit über die konkrete Politik Trumps. Eigentlich reagiert der Markt auf solche Unsicherheiten mit einer Flucht in Staatsanleihen und Gold. Das Gegenteil ist der Fall: Die Aktien steigen und das Gold fällt, die Zinsen steigen statt zu fallen. Natürlich kann ein Turbo-Kapitalist wie Trump positive Impulse für die Wirtschaft bringen – aber er will das ausdrücklich nur für US-Unternehmen tun. Was hat dann Europa davon (ggf. auch einer Ausgrenzung aus dem US-Geschäft)? Eine schwächere ANTO zwingt Deutschland zum Aufrüsten – das kann etwas bringen. Aber doch vor dem Hintergrund einer viel größeren Gefahr.
Allerdings scheint jetzt ein punkt erreicht zu sein, wo alle Informationen in eine Richtung gedeutet werden. Psychologie wirkt – man hat vielleicht auch lange auf eine Begründung für ein Ende der Niedrigzinspolitik gewartet, so das man jetzt das gerne annimmt.
Was wäre wenn der Anker reißt – also die EZB die Zinspolitik deutlich lockert? Da würde zu einer deutlich Parallelverschiebung der Zinsstrukturkurve nach oben führen. Daher wird die EZB hier sehr vorsichtig agieren. Allerdings könnte der Markt auch hier dann psychologisch stark reagieren.
Wie geht es weiter? Die langfristigen Zinsen werden sich moderat aufwärts bewegen. Die kurzfristigen Zinsen werden vorerst weiter stabil niedrig bleiben. Unsicherheiten bleiben: Wie reagiert der Markt nach der Amtseinführung Trumps auf dessen konkreten Maßnahmen? Wie auf den konkreten Brexit-Antrag nach § 50? Wie auf die Wahlausgänge im „Superwahljahr“ 2017? Aber derzeit scheint Psychologisch alles auf „aufwärts“ zu stehen.
Michael Piontek
30.11.2016
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Was wird passieren … kurz und lang … Geld- und Kapitalmarkt?
Die Unsicherheit im Markt ist derzeit groß. Nach Trump kommt jetzt Italien. Wie gehen die Wahlen in Frankreich aus? Was macht die FED? und die EZB?
Die FED wird die Zinsen anheben. Das wird Auswirkungen auf den Wechselkurs USD/EUR haben, aber auch einen Sog nach oben in Euroland erzeugen.
Die EZB hat zuletzt die Markterwartungen nach einer Fortsetzung oder sogar Ausweitung der Geldschwemme nicht erfüllt. Der Markt sieht die Gefahr des Taperings.
Der Ölpreis ist heute wieder deutlich über 50 USD (Brent), das wird die Inflation etwas anheizen.
Die Zinsen und Börsen haben letztens nicht wie erwartet reagiert. In Zeiten der Unsicherheit flohen die Menschen sonst in Staatsanleihen und haben damit die Zinsen gedrückt. nach Trump sind Börsen und Zinsen gestiegen. Wenn die Welle des Nationalismus auch in der EU weiter Fuß fasst kann man die Auswirkungen nicht wirklich vorhersagen.
Was wissen wir also? Die USA ziehen die Zinsen an – die EZB wird kfr. nichts verändern. Ob eine Verlängerung des Ankaufsprogramms kommt bleibt abzuwarten.
Die langfristigen Zinsen werden im Sog der US-Zinsen eher steigen. Die kurzfristigen Zinsen (3-Monats-Euribor mit -0,31%) orientieren sich am negativen Einlagezins (-0,4%) der EZB, der wird erst mal unverändert bleiben. Auch die nicht gelöste Staatsschuldenkrise wird weiter für niedrige kfr. Zinsen sorgen.
Steigende langfristige Zinsen freuen die Banken. Die von mir auch angekündigte Versteilung der Zinskurve (auf jetzt rd. 1 %) ermöglicht wieder Fristentransformationen.
Was ist zu tun? Konservative Anleger sind gut beraten, jetzt offene Zinssicherungspositionen zu schließen. Das Risiko steigender Zinsen ist deutlich höher als die Chance, dass die Zinsen noch einmal deutlich zurückkommen. Dies gilt auch für Forward-Sicherungen bis 2 Jahre. bei längeren Vorlaufzeiten muss man rechnen und die eigene Zinserwartung reflektieren. Wer lieber spekulieren will oder short bleiben will, kann natürlich an den negativen kfr. Zinsen partizipieren. En gewisser Short-Anteil ist sicherlich auch in jedem Portfolio sinnhaft und zu vertreten.
Michael Piontek
03.11.2016
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Das britische Parlament hat mit großer Mehrheit für das Abhalten des Referendums gestimmt. Es ist aus verschiedenen Gründen höchst unwahrscheinlich, dass es jetzt das Ergebnis nicht anerkennt und anders votieren sollte. Das hätte ernsthafte Folgen für die Glaubwürdigkeit und die Funktion der Demokratie in UK generell. Auch hat sich die aktuelle Regierung (die die Mehrheit der Abgeordneten hinter sich weiß) die Umsetzung des Brexit auf die Fahnen geschrieben.
Daher ist davon auszugehen, dass die britische Regierung im März 2017 den § 50 der Verträge ziehen und damit den Brexit beantragen wird. Dann bleiben 2 Jahre um alle Verhandlungen abzuschließen – das wird sicherlich eng. Neben dem Austritt aus alle europäischen Institutionen wird natürlich der Marktzugang versus Personen-Freizügigkeit die wesentliche Baustelle sein. Wird es ggf. sogar einen „Hard Brexit“ ohne abgeschlossene Verhandlungen geben? Oder einen „Soft Brexit“, der UK weiterhin Marktzugang gegen eine ggf. regulierte Personen-Freizügigkeit gewähren wird. Werden die EU-Partner mit UK hart verhandeln und den Preis des Brexit damit hoch treiben – oder aus wirtschaftlicher Vernunft einen leichteren Weg wählen?
UK hat zur Sicherheit den „Great Repeal Bill“ im Auge, d. h. das die aktuellen EU-Regelungen in UK weiter gelten sollen bis neue, eigene Gesetze erlassen werden.
Die EU und Deutschland müssen ein hohes Eigeninteresse an einem weiter funktionieren Handel haben, schließlich entfallen 18% des Handels in Europa auf UK. Wenn wir uns hier über Jahre (2 Jahre, die auch noch einvernehmlich verlängert werden könnten) einen unsicheren Verhandlungsmarathon liefern, dann wird die EU zur „Lame Duck“ in der Welt und gegen andere Regionen der Welt verlieren.
Die EU hat auch ein Interesse daran, dass es UK auch nach dem Brexit noch gut geht.  Neben dem direkten Handel will die EU auch nicht, dass UK internationale Firmen durch hohe Subventionen nach UK lockt – das würde zu einem Subventionskrieg führen.
Ist es wahrscheinlich, dass die EU der 27 eine kooperative Politik verfolgen wird? Derzeit eher nicht, da Vorabstimmungen mit der UK derzeit verweigert werden.
Eine „Softe Lösung“ birgt die Gefahr, dass auch andere die EU verlassen wollen. Ein weiterer Grund ist, dass U.K. allein ggf. günstigere Freihandelsabkommen abschließen und damit deutlich profitieren könnte – und diese Güter dann bei einem soften Brexit (mit guten Vertragsbeziehungen in Bezug auf den Marktzugang zur Rest-EU) einfach die die EU einführen könnte und damit die EU-Freihandelsabkommen unterlaufen könnte. Das kann und wird die EU nicht zulassen.
Eine harte Lösung lässt sich politisch besser verkaufen, auch weil man sich positive Gewinne zu Lasten UK erwartet bzw. annonciert und populistische Stimmungen in der EU bedient.
Was wird sich durch den Brexit bei uns ändern? Vieles. Auf EU-Sicht: Es werden sich die Stimmverhältnisse in den EU-Gremien zu Gunsten der „Club Med“-Truppe (Südstaaten) gegen die ordnungsliberalen Staaten (inkl. Deutschland) verändern. Das wird zu mehr Vergemeinschaftung der Schulden führen – und weniger Reformen in den „Problemstaaten“.
Wir werden wohl auf absehbare Zeit mehr wirtschaftliche Unsicherheit und schwankende Wachstumsentwicklungen haben.
Und die Zinsen? Unsicherheit wird eher dazu führen, dass die Zentralbanken die Zinsen niedrig halten werden. Kurzfristig ist zu beachten, dass das Ankaufsprogramm der EZB passend zur Ziehung des § 50 auslaufen soll. Daher ist natürlich mit einer Verlängerung zu rechnen. Die Zentralbanken werden sich hüten, weiter Unsicherheiten zu produzieren.
Michael Piontek
12.10.2016
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Wie bereits in früheren Beiträgen ausgeführt beeinflussen viele Faktoren die Zinsentwicklung im Euroland – einige halte ich aber für entscheidender als andere.
- Der Ölpreis sorgt für niedrige Inflationsraten die die EZB zu immer neuen zinssenkenden Maßnahmen verleiteten.
- Die FED-Zinserhöhungen sehe ich zuerst als ein Einfluss für den Wechselkurs EUR/USD und nicht als direkten Einfluss auf unser Zinsniveau.
- Psychologie hat einen hohen Einfluss auf das langfristige Zinsniveau.
Man muss auch klar zwischen den kurzfristigen Zinsen und den langfristigen Zinsen unterscheiden. In meinem Verständnis spiegeln sich in den langfristigen Zinsen (beeinflusst von weiteren Faktoren) u. a. die erwarteten kurzfristigen Zinsen der Zukunft wider.
Was bedeutet dies konkret?
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Michael Piontek
30.09.2016
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Die OPEC hat sich überraschend auf eine Begrenzung bzw. leichte Absenkung der Ölproduktion geeinigt. Ziel ist es den Ölpreis zu stabilisieren. Da sich der Ölpreis (Brent) seit Anfang April zwischen 40 USD und leicht über 50 USD bewegt scheint eine Stabilisierung oberhalb von 50 USD das Ziel zu sein.
Die OPEC deckt derzeit leicht über 42% der weltweiten Ölproduktion ab. Dieser Wert soll bis 2035 auf über 50% steigen, da Iran, Irak und andere Staaten die Produktion weiter steigern werden. Dennoch müssen noch andere Staaten wie Russland erst noch „mitspielen“, wenn die Produktionsbeschränkung wirken soll. Da Russland bereits seit einiger Zeit versucht sich der OPEC zu nähern, könnte eine einvernehmliche Absprache möglich sein – auch wenn Russland die Einnahmen aus der Ölproduktion dringend benötigt.
Allerdings muss die überraschende Einigung der OPEC auch erst noch mit Leben gefüllt werden. Wer verzichtet innerhalb der OPEC auf wieviel Produktion und damit Mrd. an USD? Ob diese Frage die wackelige Einigkeit zwischen dem Iran und Saudi-Arabien übersteht bleibt abzuwarten. Vom bankrotten Venezuela brauchen wir gar nicht zu sprechen.
Außerdem sind weitere Player auf dem Markt: Z. B. USA, Kanada und China. Ob diese mitmachen oder in die Lücke stoßen bleibt abzuwarten. Besonders die USA sind zu beachten – schließlich gibt es dort noch die Fracking-Industrie. Bei steigenden Preise wird diese Produktion wieder interessant.
Was bedeuten steigende ÖL-Preise für uns – abseits der Benzin- und Heizölpreise?
Die geringen Ölpreise waren bisher wichtiger Einflussfaktor für die niedrige Inflation. Wird dies im Umkehrschluss bei steigendem Ölpreis ebenfalls ansteigen?
Nach dem logischen Modell könnte der Ölpreis die Inflation etwas antreiben. Diese steigende Inflation könnte wiederum von der EZB als Erfolg ihrer Niedrigzinspolitik fehlgedeutet werden. Dann könnte die EZB eine Kehrtwende moderat einleiten. Allerdings sind alle anderen Probleme der Eurozone (u. a. Staatsschuldenkrise) nicht gelöst. Bei der Staatsschuldenkrisen scheint die Annahme zu stimmen, dass die Sanierungs- bzw. Reformbemühungen in gleichem Maße erlahmen, wie sich die Haushaltslage durch niedrige Zinsen verbessert. Das spricht wiederum nicht für steigende Zinsen.
Es bleibt abzuwarten,
- ob sich alle Player wirklich auf Produktionseinschränkungen einigen und dies auch umsetzen,
- ob der Ölpreis dadurch wirklich nachhaltig steigt (heute wieder unter 50 USD; die nachfrage nach Öl sinkt global),
- ob sich dadurch die Inflation erhöht.
Die FED überraschte diese Woche mit der Ãœberlegung Unternehmensanleihen zu kaufen – also dem Beispiel der EZB zu folgen. Das spricht nicht für steigende Zinsen in den USA. Ãœberhaupt muss die FED bedenken, dass eine Zinserhöhung zu einer Aufwertung des USD führen würde und dann die Exporte der US-Wirtschaft erschweren würde. Ich gehe davon aus, dass aus diesem Grund die FED trotz angeblich positiver Arbeitsmarktdaten so zögerlich reagiert. Es scheint eine Ãœbereinstimmung zwischen FED, EZB und Bank of Japan über die einzusetzenden Instrumente zur Liquiditätsbereitstellung zu geben: Niedrige Zinssätze, Staatsanleihekäufe, Unternehmensanleihekäufe und zuletzt Aktienkäufe (BoJ).
Es scheint also noch recht unsicher, ob der Ölpreis tatsächlich steigen wird und der Ölpreis dann einen Einfluss auf die Zinsen heute oder in näherer Zukunft ausüben könnte. Dies alles bleibt abzuwarten. Für eine echte Zinswende müssen auch andere Probleme (insbesondere die Staatsschuldenkrise) signifikante Zeichen der Verbesserung zeigen.
Michael Piontek
26.09.2016
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Die Bonität von Banken betrifft Kunden in mehreren Bereichen:
- Bei der Kreditkonditionierung im Bereich der Kreditmarge und Liquiditätskosten beim Einstand der Bank.  Ggf. muss eine Bank mit Problemen auch strengere Covenants vereinbaren.
- Bei der Kreditzusage: Banken in Schwierigkeiten fallen als Finanzierungspartner oder Mittler ggf. vollständig aus.
- Bei der Kreditabwicklung: Eine Bank im Default muss Kredite abbauen bzw. weiterreichen – was bedeutet dies für den einzelnen Kunden? Umstellungen bzw. Anpassungen laufender Verträge sind nicht möglich.
- Bei der Geldanlage: Schwierigkeiten in der Verfügbarkeit von Geldern bis zum Verlust von Einlagen sind je nach Größenordnung denkbar.
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Michael Piontek
05.09.2016
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Kaum habe ich es geschrieben und angemahnt – schon ist es passiert ;-). Am 02.09.2016 notiert der 3-MonatsEuribor bei – 0,301% – und damit auf einem Rekordtiefststand.
Die Banken erwarten trotz EZB-Schelte auf absehbare Zeit keinen Anstieg – es setzt sich die Erkenntnis durch, dass Herr Draghi die Zinsen vor dem Hintergrund der erneuten Probleme in mehreren Eurostaaten meiner „Rotweintruppe“, bestehend aus
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Michael Piontek
29.08.2016
Allgemein,Finance,Management Keine Kommentare
Der 3-Monats-Euribor ist nicht nur ein Zinssatz – er stellt auf der Aktivseite der Banken den bei vielen großen Finanzierungen den Bankeneinstandssatz dar und beeinflusst damit neben der Kreditmarge maßgeblich den Kreditzins. Des Weiteren spielt der Zins eine wesentliche Rolle bei der Konditionierung von derivativen Zinssicherungsinstrumenten. Auch auf der Passivseite orientieren sich Zinssätze am 3-Monats-Euribor.
Nun ist beachtlich, dass der Zinssatz seit Anfang Juli ziemlich „fest gemauert“ steht, trotz neuer Ankündigungen der EZB um der ungebrochenen Fortsetzung der Ankaufsprogramme. Im August eigentlich betrug der Zinssatz eigentlich stetig nur – 0,2998% und – 0,2999%. Unglaublich stabil in heutigen Zeiten. Doch wie kommt der Zinssatz zustande? 21 Europäische Banken setzen den Zinssatz multilateral fest. Von deutscher Seite sind nur Deutsche Bank und DZ Bank vertreten. Was stutzig macht ist, dass die Banken den Zinssatz stetig über der „magischen“ Grenze von – 0,3% halten, als wenn bei einem Druchbrechen dieser Grenze weiterer Abwärtsdruck entstehen würden (durch Computerverkäufe?).
Und eines wollen insbesondere deutsche Banken am allerwenigsten: Noch niedrigere Zinsen. Zuletzt hat auch bereits Herr Cryan (DEUTSCHE BANK!) de Niedrigzinspolitik der EZB kritisiert. Die Einnahmeausfälle sind groß, die Banken müssen bereits Gebühren anheben – was im Wettbewerb mit anderen Banken (insbesondere Online-Banken) schadet. „Puffern“ hier die Banken vielleicht bei den Zinssätzen gegen die Politik und das gewünschte Ziel der EZB?
Man würde gern sagen: Das kann nicht sein. Aber leider hat es bereits in jüngster Vergangenheit Verfahren gegen Banken (auch die Deutsche Bank AG) gegeben – auch wegen der Manipulation von genauso solche Zinssätzen.
Aus Risikogründen sollte daher jeder Geschäftsleiter dieses Thema im Auge behalten. Denn wenn es eine „Pufferung“ geben sollte, dann kostet die derzeit jedes auf dieser Basis refinanzierende Unternehmen sehr viel Geld. Das wäre dann ggf. später geltend zu machen.
Michael Piontek
29.08.2016
Allgemein,Finance,Real Estate Keine Kommentare
Es hört sich verlockend an: Hohe steuerliche Abschreibungen bei Denkmalschutzimmobilien sowohl bei Vermietung aber auch bei Selbstnutzung. Bei Eigennutzung der letzte verbliebene Hort steuerliche Vorteile. Und bei Steuerersparnis setzt bei vielen auch das rationale Denken gern mal ein wenig aus ;-), Das kennen wir noch aus Zeiten der Fördergebietsabschreibung. Aber wie sieht denn das Angebot heute in Berlin aus? Es gibt diverse Angebote in Berlin (West), Berlin (Ost) und Brandenburg. Die Preise sind natürlich unterschiedlich, haben aber eines gemeinsam: Die Kaufpreise sind so hoch, dass der Kunde seine Steuervorteile eigentlich beim Bauträger „abliefert“. Rechnerisch stellt sich das alles gut dar: Aber die Gesamtrechnung geht dennoch nicht besser auf als bei Anlage ohne Denkmalabschreibung. Weiterlesen
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