Kategorie: Allgemein
Michael Piontek
25.05.2018
Allgemein,Finance Keine Kommentare
Der Einlagesatz der EZB verharrt weiter bei -0,4%, eine leichte Änderung ist frühestens Ende 2018 / Anfang 2019 zu erwarten.
Für gewerbliche Kunden geben die Banken die negativen Zinsen – ab einem kleinen Sockelbetrag – in Form eines Verwahrentgeltes vollständig weiter.
Nur durch eventuelle Koppelungsgeschäfte lassen sich Banken zu besseren Konditionen bewegen.
Was bleibt? Festgelder in anderen Eurostaaten? Hier ist natürlich das Risiko auch deutlich höher. Die ausländischen Banken unterliegen eben nicht dem deutschen Einlagensicherungsschutz. Und seitdem die Banken ihre eigene Abwicklung skizzieren mussten, ist auch eine Insolvenz durchaus möglich. Auch wenn das Beispiel Monte Paschi das Gegenteil bewies. Die Bonität der zumeist osteuropäischen, eurokritischen Banken ist sicherlich schwer zu bewerten.
Was bleibt in Deutschland? Eigentlich nur Wertpapiere guter Bonitäten für mittelfristige anlagen und Geldmarktnahe Fonds für kfr. Mittel.
Nachdem die 10-jährigen US-Staatsanleihen die 3%-Grenze überschritten haben, ist auch eine Anlage in USD wieder interessant. Die FED wird die Zinsen in absehbarer Zeit nicht senken. Die Staatsverschuldung wird nach dem Tax-Cut stärker steigen, die höhere Verschuldung wird auch eher die Zinsen nach oben drängen. Hinzu kommt hier, dass der USD gegenüber dem Euro bereits gestiegen ist und ich von einem weiteren Anstieg ausgehe. Die neu aufgekommene Verunsicherung in der Eurozone durch die neue italienische Regierung wird den Euro tendenziell weiter schwächen. Zur höheren Verzinsung kommt also auch die Erwartung des Marktes auf einen steigenden USD und damit zusätzlichen Währungsgewinnen. Dies  könnte auch eine leichte Dynamik für Geldverlagerung aus dem Euro- in den USD-Raum mit sich bringen.
Perspektivisch werden deutlich höhere USD-Zinsen auch eine entsprechenden Sog auf die Euro-Zinsen entfachen. Die EZB wird einer deutlichen Abwertung des Euro auch nicht tatenlos zusehen, sobald die dadurch importierte Inflation die 2% erreicht..
Michael Piontek
07.05.2018
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Der Ölpreis hat sich auf ein neues Hoch von über 75 USD / Fass Brent gesteigert.
Diese Entwicklung war nicht unbedingt vorauszusehen, da die OPEC Förderungsdrosselungen in der Vergangenheit nicht wirklich funktionierten und die Rückkehr des Iran an den Markt eher preisdämpfend wirken sollten. Der Streit zwischen dem Iran und Saudi-Arabien sollte die Abstimmung im OPEC-Fragen eigentlich erschweren.
Dennoch steigt der Ölpreis, ungeachtet der dadurch aufkommenden zusätzlichen Fracking-Kapazitäten in den USA. Was ist der Grund? Kommt jetzt doch ein Effekte der Endlichkeit des Öls? Oder ist es „nur“ die stabil wachsende Weltwirtschaft?
Ich sehe vor allem die Nachfrage der Wirtschaft als Motor des Preises. Zudem sind traditionell starke Förderländer wie der Irak noch nicht wieder am Markt. Doch wie geht es weiter?
Viele Länder haben ein Interesse am steigenden Ölpreis, nicht nur im Nahen Osten auch Russland. Die USA exportieren eher Fracking-Öl und sind jetzt auch eher auf der Seite der „Falken“ um die heimische Frackingindustrie zu stärken. Der Protektionismus der Trump-Regierung kann hier entsprechende weitere Folgen haben. Und auch vor dem Hintergrund des steigenden Ölpreises könnte ein Aufkündigen des Atomdeals mit dem Iran Sinn machen. Wenn der Iran mit neuen Sanktionen aus dem weltweiten Ölhandel zumindest teilweise wieder herausgedrängt wird, wird der Ölpreis weiter steigen. Der Markt nimmt das vielleicht auch jetzt schon vorweg, da wohl sehr stark mit einer Nichtverlängerung am 12. Mai 2018 durch Präsident Trump gerechnet werden kann.
Weiter steigende Ölpreise werden ihre Spuren in der Inflation des Euroraumes hinterlassen und diese näher an das EZB-Ziel heranführen. Dies gibt Herrn Draghi dann wieder mehr Argumente für das Auslaufen der Ankaufsprogramme und eine restriktivere Zinspolitik.
Michael Piontek
04.05.2018
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Viele Marktteilnehmer fragen sich, wie sich die Immobilienwerte verändern, wenn sich das Zinsniveau ändert.
1. Wird sich ein steigendes Zinsniveau über den Weg der Verteuerung der Finanzierungen und damit einer Belastung der Rendite mindernd auf die Immobilienwerte auswirken? Oder spielen die Finanzierungskosten in Zeiten des hohen Eigenkapitaleinsatzes nur noch eine untergeordnete Rolle?
2. Oder wird eine gestiegene Rendite alternativer Anlagen das Eigenkapital in andere Anlageformen lotsen – und damit die Nachfrage am Immobilienmarkt und damit auch die Preise drücken?
Sind die Risiken nach den letztjährigen massiven Werterhöhungen gestiegen?
Da lohnt sich vielleicht ein Blick in die Risikoeinschätzung der IFRS-bilanzierenden Unternehmen selbst. Im Anhang werden die Sensitivitäten bei Veränderungen verschiedener Einflussfaktoren dargestellt.
Dabei ist zu beachten, dass eine Zinserhöhung sich nicht automatisch gleichhoch in einer Veränderung des Kapitalisierungszinssatzes niederschlagen muss und wird. Hier spielen auch weitere Kriterien eine wesentliche Rolle. Im Liegenschaftszins einer Bewertung ist jedoch immer der „risikolose Zins“ für Anlagen (z. B. Bundeswertpapiere) die Ausgangsbasis. Bei einem steigenden Zinsniveau würde dieser Zinssatz und damit der Einflussfaktor auf den Liegenschaftszins steigen. Sinkende weitere Bestandteile des Liegenschaftszinssatzes und damit des Kapitalisierungszinssatzes können dies kompensieren – wenn der Markt (sinkende Renditeerwartungen der Anleger in Immobilien) oder objektspezifische Parameter sich positiv entwickeln. Dies ist aber nicht garantiert bzw. bei der Marktentwicklung eher aufgrund den attraktiveren Alternativverzinsungen eher unwahrscheinlich. Daher ist durchaus realistisch, dass steigende Zinsen eine zumindest indirekte Auswirkung auf die Kapitalisierungszinssätze der Immobilienwerte haben. Bei Immobilien in Toplagen, die bereits jetzt Renditen von unter 3% erbringen, besteht der Kapitalisierungszinssatz zu einem größeren und wesentlicheren Teil aus dem risikolosen Zins als bei Immobilien in 1B oder 2A-Lagen.
Das Hauptrisiko sehe ich daher nicht in der Verteuerung der Kreditkosten durch steigende Zinsen, da die Fremdfinanzierung eine deutlich geringere Bedeutung für Immobilieninvestitionen hat als früher. Wenn aber Alternativanlagen in der Rendite steigen, wird dies auch Einfluss auf die Anlageentscheidungen der Investoren haben. Hierbei ist zu beachten, dass aktuell rd. 50% der Transaktionen mit ausländischem Kapital erfolgen. Dieses Kapital reagiert global sensibel auf Zinsen- bzw. Renditeentwicklungen. Diese Alternativanlagen können auch Produkte mit einem anderen (auch geringerem) Risiko sein. Zinserhöhungen werden sich daher nicht 1:1, aber doch mit einem gewissen Anteil auch im Liegenschaftszins / Kapitalisierungsfaktor (zumindest mittelfristig) niederschlagen.
Bei der TLG wird im Geschäftsbericht 2017 (Seite 118) eine Erhöhung des Diskontierungszinssatzes um 0,5% mit einer Wertminderung von rd. 4% angegeben. Bei der Alstria Office (Geschäftsbericht 2017, Seite 94) wird eine Erhöhung der Kapitalisierungsraten von 0,25% mit einer Abwertung von rd. 5% verbunden (was faktisch einen doppelt so hohen Effekt bedeutet).  Andere Unternehmen liegen ebenfalls bei rd. 2% Wertveränderung bei 0,25% Veränderung des Kapitalisierungsfaktors.
Was wäre die Folge? Ein Zinsanstieg von 0,5% ist nicht unrealistisch, Prognosen gehen bis zu 1% bis Ende 2019. Sollte sich diese Zinserhöhung von 1% zur Hälfte im Diskontierungszins niederschlagen, müssten wir von 4% Wertverlust bei eine Veränderung des Kapitalisierungszinssatzes von 0,5% ausgehen. Dabei würden wohl noch keine Covenants etc. gerissen werden. Aber bei einer fortschreitenden Zinsentwicklung würde eine weitere deutliche Abwertungen auslösen. Dann stellt sich Frage ob steigenden Büromieten die sinkenden Kapitalisierungszinssätze auffangen können. Weitere Wertsteigerungen wären dann aber sehr unwahrscheinlich. Daher würden steigende Zinsen die aktuelle Ralley der Aufwertungen wohl zumindest zum deutlich einbremsen und ggf. zum Stoppen bringen.
Michael Piontek
23.04.2018
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Wohin entwickeln sich die Zinsen? Wenn die Zinsen steigen – wie schnell und wie hoch? Fragen die derzeit nur schwer zu beantworten sind.
Erst einmal die positiven Nachrichten: Nach Schätzungen der EU-Kommission und Eurostat-Daten wird das Wirtschaftswachstum in den Eurostaaten bis 2019 sehr stark und stabil sein. Auch die Problemstaaten Griechenland, Portgual und Spanien sind bei bzw. über 2% pro Jahr.
Bei den jährlichen Haushaltsdefiziten ist das Bild schon unterschiedlicher. Bei den großen Wirtschaftsnationen liegt Deutschland mit rd. + 1,0% deutlich vorn. Die Mehrzahl der Länder liegen im Minus bzw. unter den deutschen Wert.
Im Ergebnis sinken aber die Staatsschulden im Verhältnis zum BIP auf breiter Front. Lediglich bei Frankreich als große Wirtschaftsmacht bleiben die Schulden stabil, was auch am außerordentlich hohen jährlichen Defizit von bis zu 3% p.a. bei nur rd. 2% Wachstum liegt.
Die Inflation wird wird sich bis 2019 zwischen 1,4% und 1,6% in der Eurozone bewegen, die gesamte EU etwas höher.
Die Kombination aus sinkenden Staatsschulden bei einer Inflation von bis 1,6% (dies entspricht noch nicht dem Zielwert der EZB, geht aber in die „richtige“ Richtung) wird der EZB das Auslaufen des Anleiheankaufsprogrammes ermöglichen. Ggf. könnte auch der negative Anlagezins der EZB verbessert werden, da die Begründung, dass die Wirtschaft mit mehr Kredite versorgt werden sollte, bei den Wirtschaftswachstumszahlen wohl als redundant einzuschätzen sein dürfte.
Die Hauhaltsdefizite zeigen die Kehrseite der negativen Zinsen – nämlich, dass die Reformbemühungen der Staaten bei zu niedrigen Zinsen erlahmen. Hier würde ein Umsteuern der EZB vielleicht „befruchtend“ wirken.
Zu beachten ist allerdings, ob sich ein möglicher Handelskrieg insgesamt negativ auf die vorgenannten Parameter (z. B. Wirtschaftswachstum) auswirkt.
Ich gehe daher weiterhin davon aus, dass die EZB das Anleiheankaufsprogramm 2018 auslaufen lassen und in 2019 die Straffung der Geldpolitik fortschreiten wird. Ob bis zum Ausscheiden von Herrn Draghi im Oktober 2019 noch eine Zinsanhebung erfolgen wird bleibt abzuwarten, ist aber möglich.
Der Markt wird diese Entwicklung ab Mitte 2018 „einpreisen“. Die Zinsentwicklung wird aber nicht dynamisch sondern in einem Aufwärtskorridor erfolgen. Ich erwarte plus 1% am langen Ende bis Ende 2019.
Michael Piontek
29.03.2018
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Jeder Mensch ist einzigartig und nimmt die Welt daher auch auf seine eigene Art wahr.
In der Philosophie gibt es die Frage der Existenz, die Seinslehre – Ontologie genannt. Für mich persönlich gibt es eine externe Welt unabhängig von der Existenz des einzelnen Menschen. Denn um die Umwelt wahrzunehmen, muss nicht nur die Umwelt sondern auch der Mensch (mit seinen Sinnesorganen) bereits vorher existieren. Wie wir Wissen über diese Umwelt gewinnen, dass ist die philosophisch die Frage der Erkenntnistheorie. Hier sieht jeder Mensch die Umwelt in gewissem Maße anders – nach subjektiven Kriterien. Warum ist das so?
Der Mensch kommt mit einem beschränkten Wissen (a priori) zur Welt. Neben den zum Überleben erforderlichen Instinkten sind dies auch Grundvorstellungen von Gerechtigkeit, sozialem Verhalten und Werten. Ausdrücklich ist kein akademisches Wissen gemeint. Der Mensch kommt auch mit gewissen genetischen Predispositionen zur Welt, die er ererbt hat. Neben diesen ererbten Voraussetzungen oder Einschränkungen prägen Erlebnisse, Erziehung und Traditionen das „Grundverständnis“ des Menschen von der Welt. Die soziale Umgebung des Menschen ist subjektiv und entsteht durch die Interaktion mit den anderen Menschen. Sie kann daher auch von jedem Menschen in gewissem Maße beeinflusst und damit mit gestaltet werden. Es bildet sich sein eigenes „Mindset“ jedes Menschen heraus, durch das er die Welt individuell wahrnimmt.
Zu dem jeweiligen Universum gelangt er nicht nur durch Beobachtung sondern auch durch Verarbeitung bzw. Bewertung der Beobachtungen. Dadurch kategorisiert er Beobachtungen als positiv oder negativ, willkommen oder unwillkommen, richtig oder falsch. Je nach Bewertung priorisiert er Beobachtungen und Eindrücke. Hieraus ergeben sich wiederum Einflüsse auf das Sehen, die wiederum die Kategorisierungen verstärken können.
Daher „sieht“ jeder Mensch die Welt anders. Das beginnt mit der Frage, ob wir tatsächlich dasselbe sehen, wenn zwei Menschen eine rote Rose sehen. Wir haben gelernt, die gesehene Farbe „Rot“ zu nennen. Ob wir tatsächlich die gleiche Färbung sehen ist nicht nachweisbar. Wir haben auch gelernt, welche Parameter eine Blume, insbesondere eine Rose, ausmachen. Nicht im Sinne Platons Ideenlehre, sondern durch Lernen aus Sinneswahrnehmung.
Das „Sehen“ geht aber noch viel weiter. Wenn ein Mensch seine Umwelt wahrnimmt, dass sortiert und priorisiert er automatisch das Gesehene. Früher war dies überlebenswichtig um Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Das hat sich bis heute erhalten. Menschen sehe auch heute noch bewegliche Objekte schneller als unbewegliche. Je nach Vorlieben oder Bedürfnissen sieht ein Mensch gewisse Objekte schneller als andere. EIne Dame bewundert bei einem Bild vielleicht die Blumen, der Mann eher die Kampfszenen. Dre Motorsportinteressierte sieht zuerst den Sportwagen, der Modeinteressierte zuerst das neuen Bekleidungsgeschäft.
Das „Sehen“ kann auch eingeschränkt sein. Auch sehen Farbenblinde sicherlich die Welt etwas anders als Normalsichtige – insbesondere auch wieder die rote Rose. Hier haben viele Farbenblinde gelernt, eine aus ihrer Sicht vorhandene Schattierung von Gelb als Rot zu bezeichnen, da dies dem Konsens der Mehrheit entspricht.
Dies geht mit dem „Riechen“ und „Hören“ ebenso weiter.
So nimmt jeder Mensch mit allen Sinnen individuell die Welt anders wahr und auf. Er gewinnt auch andere Erkenntnisse aus der Wahrnehmung, die er dann rational weiterverarbeitet. Am Ende hat jeder Mensch in der Folge auch seine eigene Wahrheit zu verschiedenen Fragen und Themen. Und ein eigenes umfassendes Weltbild. Jeder Mensch lebt daher in einem eigenen Universum: Persönlich, in seiner Umgebung, in seiner Gesellschaft und seinem Verständnis von der Welt und deren Zusammenhänge. Daher kommen wir auf mindestens sieben Milliarden Universen.
Doch wie kommt er dahin?
Jeder Mensch verarbeitet und bewertet Informationen und Eindrücke umgehend und weitgehend unbewusst – nach seinem Mindset. Dieselbe Information löst daher bei verschiedenen Menschen, zum Beispiel Israelis und Palästinensern, ganz andere Ergebnisse und am Ende Wahrheiten aus. Der Neubau von Siedlungen im Westjordanland ist für den Israeli eine völlig berechtigte Maßnahme um zum einen das Wohnungsproblem zu lindern und das geheiligte Land auch sicherer zu machen. Der Palästinenser sieht dies natürlich ganz anders. Er sieht darin eine rechtswidrige Beschlagnahmung und Enteignung palästinenischen Landes durch einen Okkupator. Aus beiden individuellen Sichtweisen von Einzelpersonen ist die jeweils eigene Bewertung auf Basis der eigenen Erziehung, Tradition und Erfahrungen heraus „wahr“.
Da die verschiedenen Mindsets auch aus Tradition herrühren, sehen mehrheitlich auch Bürger verschiedener Volksgruppen, Stämme oder Nationen die Welt durchaus anders. Vermeintlich starke Nationen wie die USA sehen die Welt „von oben“ als Instrument des wirtschaftlichen Handelns und Erfolges, den sie auch militärisch absichern wollen / müssen. Vermeintlich schwächere Nationen wie z. B. Entwicklungsländer sehen die Welt „von unten“ eher als Ort, in dem sie sich einen Platz erkämpfen und gegen die reichen Industriestaaten durchsetzen müssen. Länder mit mit noch intakten Ökosystemen die ggf, auch nur dünn besiedelt sind gewichten Umweltfragen deutlich geringer als dicht besiedelte Staaten, die die unter den Folgen des Klimawandels leiden. Dies gilt auch für die Mehrheit der dort lebenden Menschen. Zu den Traditionen will ich in diesem Zusammenhang auch die Religionen zuordnen. Je nach religiöser Überzeugung wie z. B. als Kreationist oder Darwinist sieht man die Welt anders. Auch unterscheidet sich das religiöse Weltbild Gläubiger deutlich von Anders- oder Ungläubiger.
Die Erziehung eines Menschen prägt ihn sehr. Hier werden Werte und Wertvorstellungen aber auch Vorurteile weitergegeben. Eine strenge, asketische Erziehung betont einfache Dinge und betrachtet „Verschwendung“ in Luxus als überflüssig oder sogar verwerflich. Daher wird ein so erzogener Mensch künftig solche „Verschwendungen“ verstärkt wahrnehmen und in sein Weltbild ggf. als „verkommene Gesellschaft“ aufnehmen. Eine offene Erziehung ermöglicht den Kontakt zu vielen Menschen und Lebensmodellen, so dass diese eher neutral toleriert werden.
Sofern man negative Erfahrungen und Erlebnisse gemacht hat, wird man bei der Beobachtung der Umwelt unbewusst verstärkt auf solche Situationen oder Umweltanzeichen achten. Die Vorsicht führt zu einer skeptischeren und tendenziell negativeren Beurteilung der Umwelt. Positive Erfahrungen an bestimmten Orten oder in bestimmten Situationen bewirken eine positivere Sicht, wenn analoge Rahmenbedingungen erneut auftreten.
Der Mensch nimmt die externe – unabhängig von ihm selbst – bestehende Umwelt jeweils individuell wahr. Er kann die Umwelt aber nicht „tatsächlich neutral“ beobachten. Er sieht nicht „die Dinge an sich“ im Kant’schen Verständnis. Die Gesellschaft bzw. soziale Umgebung entsteht durch Interaktion der Menschen untereinander. Deren Wahrnehmung ist aber ebenso subjektiv.
Daher hat – im übertragenen Sinn – jeder Mensch ein eigenes Universum in seinem Bewusstsein. Er sieht die körperliche und gesellschaftliche Welt auf eine einzigartige Weise. Dieses „Universum“ existiert in seinem Bewusstsein. Jeder Mensch hat demzufolge Grenzen seines „Gesichtskreises“, seiner Wahrnehmung die die Grenzen (seiner) der Welt ausmachen – vergleichbar mit Schopenhauers Philosophie. Die Erkenntnis eines Menschen geht nicht über die sinnlichen Erfahrungen hinaus (vgl. Locke, John). Dieses individuelle Universum ist ein einzigartiges Unikat, dass aus seiner Ontologie und Erkenntnistheorie folgt und sein Wissen, seine Einstellung und „Wahrheiten“ prägt und die Persönlichkeit beeinflusst. Diese Universum ist dynamisch. Es entwickelt sich durch neue Erfahrungen fort. Auch historische Ereignisse und Erfahrungen werden ex-Post aufgrund neuer Informationen und Ãœberzeugungen noch einmal neu bewertet. Daher verändert sich das individuelle Universum bis zum Tode.
Ob dieses Universum mit dem Tod untergeht oder in einer unsterblichen Seele fortbesteht ist unklar. Es ist auf jeden Fall nach dem Tode nicht mehr primär von Nutzen – doch hat es seine Persönlichkeit geprägt und gehört als Historie zu ihm.
Ein Untergang dieses Universums wäre in jedem Fall ein Verlust- genauso wie das angehäufte Wissen, das mit untergeht und der Gesellschaft und jedem Einzelnen noch nützlich sein könnte.
Michael Piontek
25.03.2018
Allgemein,Real Estate Keine Kommentare
Die Digitalisierung ist das aktuelle Thema … in den Betrieben und nahezu aller Kongresse – dort wird das Thema sehr unterschiedlich angegangen und umgesetzt. Dabei ist wichtig von einer „Reaktion“ zu einer Einstellung der „Aktion“ zu wechseln. In welchen Bereichen und Tätigkeiten sind digitale Lösungen für die Mehrzahl der Unternehmen sinnhaft und bezahlbar umsetzbar? Viele Unternehmen stehen noch am Anfang und beginnen derzeit erst mit der Einführung von digitalen Buchungsworkflows, im technischen Bereich sind häufig Insellösungen implementiert.
Der automatische Import cashpool-aggregierter Konten und deren Umsetzung in einen Forecast, ist sicherlich Standard. Der automatische Abgleich zwischen Plan- und Ist-Werten zur Unterstützung des Controlling ist schon ein Schritt weiter. Die on-time-Darstellung in einer BI-Lösung als Management-Informations-System sollte inzwischen implementiert sein. Interne Prozesse in Bereich Steuern und Recht sowie Personal (inkl. on- und off-Boarding) stehen oft noch am Anfang. Hier arbeiten viele noch am papierlosen Büro durch DMS – unbedingte Voraussetzung für digitale Prozesse.
Bei den operativen Prozessen stockt häufig noch die digitale Umsetzung und Prozessabsicherung:
– digitale Vermietungsprozesse, bei denen erst ein dem Mustermietvertrag entsprechender Mietvertrag gedruckt werden kann, wenn digital alle Beteiligten (auch Recht, Steuern) und Kompetenzträger eine Freigabe erteilt haben, sind eher selten.
– Handwerkerkoppelungen und digitales Instandhaltungsmanagement sind Standard. Hier muss vielfach noch die Dokumentation nachgezogen werden.
– Bei Verkäufen wird zumindest mit einem Datenraum, manchmal auch mit Q+A-Modul gearbeitet. Die weiteren Prozessschritte dokumentiert allenfalls der Makler.
– Das Internet der Dinge durch die Verbindung von Sensorik mit den internen Beauftragungs- und Billingsystemen ist noch in der Entwicklung.
– Finanzierungsausschreibungen erfolgen zwar per Mail, das ist aber noch lange kein digitaler Prozess. Ausschreibungsdatenräume, dokumentierte Kommunikation und strukturierte Prozessschritte sind eigentlich Vorbedingung von professionellen und Corporate-Governance tauglichen Abläufen. Erst eine revisionssichere Dokumentation des Prozessablaufs, seiner Umsetzung im Einzelfall, ermöglicht die Umsetzung des Internen Kontrollsystems und Risikomanagements entsprechend gesetzlicher Vorgaben, die auch für Wirtschaftsprüfer kapitalmarktnaher Unternehmen ausreichend sein könnten. Zusätzlich sollte jeder Vorstand seine persönliche Haftung bei der Vergabe von Finanzierungen, die einen der wirtschaftlich wesentlichsten Vorgänge im Unternehmen darstellen, im Blick haben. Wenn es hier zu Problemen oder Unregelmässigkeiten oder such nur Beschwerden kommen sollte, wird dem Vorstand sofort mangelnde Organisation und vor allem Kontrolle vorgeworfen werden – der Einzelfall ist dann der Beleg des Problems. Hier sollte der Vorstand dann auf jeden Fall eine nicht manipulierbare Dokumentation zur Hand haben – schon aus Selbstschutz.
Hier stehen sicherlich weitere digitale „Evolutionsschritte“ an. Es ist schon beachtlich, wie wenig transparent manche wesentliche Prozesse in Unternehmen ablaufen. Diese weiteren Schritte müssen auch zwingend gegangen werden, da im Zweifel Gerichte im Falle von Klagen Haftungen von Handelnden und Vorständen immer auch nach dem Stand der möglichen Kontrollen und Techniken entschieden werden. Daher dient Digitalisierung neben der Effizienzsteigerung (und ggf. Personaleinsparung) mehr der Absicherung der vorgabenentsprechenden Umsetzung und Dokumentation von Prozessen – von wesentlichen bis zu weniger bedeutenden Prozessen.
Michael Piontek
01.03.2018
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Die Digitalisierung durchdringt immer mehr Bereiche von Unternehmen. Zuerst die Rechnungsstellungs- und Bearbeitungsprozesse. Diese mündeten dann in papierlose Freigaben und automatische Buchungssysteme nach hinterlegten Kontenschemata, die dann direkt zum Zahlungsverkehr führten. Weitere Bereiche wie die einer Handwerkerkoppelung zur Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen mit wechselseitiger Benotung sind inzwischen – vor allem bei größeren Firmen – weit verbreitet. All diese digitalen Prozesse dienen nur zum Teil der Beschleunigung und dem Effizienzgewinn (und teilweise der Personalreduktion bzw. der Aufwertung der verbleibenden Arbeitsplätze) in Zeiten des Fachkräftemangels und der „Battle for talents“.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die digitale Absicherung von Prozessen.
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Michael Piontek
05.02.2018
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Während sich die 10 Jahres Zinsen in 2017 relativ konstant bei maximal 0,8% (in einem leichten Aufwärtskorridor) bewegten, sind die Zinsen im Januar deutlich auf über 1,0% gestiegen. Parallel ist der Euro sehr stark gegenüber dem USD.
Eigentlich müsste der USD gegen den Euro stärker sein, da dort die Zinsen bereits erhöht werden und da Steuersenkungsprogramm der Regierung Trump dort positive Effekte auslösen wird. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Scheinbar giert der markt so nach höheren Zinsen in der Eurozone, dass er schon die Sitzungsprotokolle der letzten EZB-Sitzung als Auftakt interpretierte. Dies ruft nun wiederum Herrn Draghi auf den Plan:
Er bekräftige, dass die EZB ihre Anleihekäufe von derzeit monatlich 30 Milliarden Euro „niemals abrupt beenden“ werde. Außerdem sehe er „sehr geringe Chancen“, dass die Zinsen in diesem Jahr angehoben würden. (Zitat Handelsblatt)
Ich habe frühestens ab Mitte 2018 mit einem leichten Einpreisen der Aussicht auf eine Auslaufen des Anleiheankaufprogrammes bis Mitte 2019 sowie möglicher Zinserhöhungen ab Herbst 2019 (unter Berücksichtigung eines neuen EZB-Chefs) gerechnet.
Januar 2018 scheint hier verfrüht. Es wird abzuwarten sein, ob Herr Draghi die Entwicklung wieder eindämmen kann oder sich der Versteilung der Zinskurve fortsetzt.
Im besten Fall wird es wieder einen leichten Rückgang geben, der sich dann noch etwas auf niedrigerem Niveau fortsetzt. Das Risiko eines frühen Einpreisens der kommenden Erwartungen ist aber höher geworden. Daher sollten sicherungsbedürftige Kunden sich bald eindecken.
Ich glaube aber weiterhin, dass das Zinserhöhungsrisiko für die nächsten (3) Jahre auf rd. 1,0% begrenzt sein dürfte.
Michael Piontek
29.01.2018
Allgemein Keine Kommentare
Auch dieses Jahr werden auf der MIPIM viele Themen zu diskutieren sein … das Jahr 2017 war ein Rekordjahr – und wie geht es weiter (und wie lange)?
Wenn Sie zu Themen der Digitalisierung, Finanzierung oder Real Estate diskutieren und sich austauschen möchten – sprechen Sie mich gerne an.
Ich freue mich auf interessante Gespräche!
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