Beeinflussungen und Dimensionen der Zinspolitik der EZB … Teil 5: Mögliche Entwicklungsszenarien
Realistisch erscheint, dass die EZB die kurzfristigen Zinsen zunächst niedrig hält, um Staatsschuldenkrisen zu beherrschen und somit keine Gefährdung der Eurozone zuzulassen. Damit soll auch die zumindest teilweise Entschuldung über eine Inflation ermöglicht werden, die weiterhin als „hidden Agenda“ der EZB betrachtet werden könnte.
Es erscheint eher unwahrscheinlich, dass die EZB die kurzfristigen Zinsen erhöhen wird, weil das Inflationsziel plötzlich erreicht sei.
Die Inflation wird sich in der zweiten Jahreshälfte 2017 eher abschwächen, da der Ölpreis nicht weiter steigen wird. Nicht auszuschließen sind Folgewirkungen auf andere Preisgestaltungen aufgrund des höheren Ölpreises.
Das europäische Wirtschaftswachstum wird durch die US-Politik belastet werden. Hier bleibt abzuwarten, ob positive Impulse aus neuen Handelsallianzen außerhalb der USA gefunden werden können.
Der Druck auf die EZB, die Zinsen wegen der im ersten Halbjahr 2017 (im Wahljahr 2017) deutlich höheren Inflation anzuheben, wird weiter zunehmen. Die EZB wird diesem jedoch nicht nachgeben können, ohne die Staatsschuldenkrise neu anzufachen. In der Folge bleiben die kurzfristigen Zinsen zunächst niedrig. Die langfristigen Zinsen reagieren eher auf den Markt und folgen ggf. einem leichten Sog nach oben durch die USA/FED. Sofern der Anker die niedrigen Leitzinsen nicht abreißt, wird es keine deutliche Dynamik nach oben geben. Zusätzlich sind mögliche zinssenkende Faktoren weiter zu beachten.