Aktuelle Zinseinschätzung am 19.07.2016
Die Brexit-Entscheidung hat zu anhaltender Unsicherheit geführt. Die technischen Gegenbewegungen der letzten Tage dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wirtschaftlichen Konsequenzen noch nicht feststehen und es daher noch weitere Überraschungen geben kann. Insgesamt führt die Unsicherheit aber zu niedrigen Zinsen.
Was treibt noch die Zinsen? Der Ölpreis hat sich bis auf unter 50 USD erholt. Weiter aufwärts scheint es erst einmal nicht zugehen. In der Folge ist auch die Inflation weiter niedrig (aus Sicht der EZB zu niedrig). Der Inflationsswap (5 Jahre in 5 Jahren) kommt nicht vom Fleck.
Die globale Wirtschaftsleistung schwächelt ebenfalls. Die FED proklamiert zwar Zinserhöhungen, die wirtschaftlichen Rahmendaten lassen das aber eigentlich nicht zu.
Die Finanzkrise in Spanien und Portugal sowie die italienischen Banken zeigen, dass die Rettungspolitik nur bedingt wirkt. Die steigende Regulatorik bei Banken, die fehlenden Anpassungen beim Ausgabeverhalten der Staaten sind dafür die Ursache.
Als Folge sind die Edelmetalle und Rohstoffe gestiegen. Der DAX hat sich m. E. zu schnell erholt. Es bleibt erst einmal unsicher.
Die Zinsen sind seit dem Brexit-Votum deutlich gefallen. Die Zinsstrukturkurven sind insgesamt nach unten gegangen. Die Zinsen werden wohl kurz- bis mittelfristig noch niedrig bleiben – solange die Unsicherheit anhält und sich die weiteren Krisenherde nicht beruhigen.
Was passiert mit UK? Das Pfund ist gegenüber dem USD auf ein 30-Jahrestieg gefallen. Es wird eine Flucht aus den Immobilien geben. Durch das billige Pfund könnten weitere britische Unternehmen aus dem Ausland gekauft werden. Insgesamt wird sich die britische Wirtschaft auf den eigenen Inlandsmarkt fokussieren müssen, ggf. werden auch ausländische Unternehmen jetzt in UK produzieren lassen. Im Ergebnis wird aber mehr Wirtschaftskraft abwandern als zuwandern. Das zeigen auch die ersten Ankündigungen zu den Exit-Gesprächen seitens britischer Politiker, denn Einschränkungen bei der Freizügigkeit werden Einschränkungen beim Zugang zum Binnenmarkt zur Folge haben.