Corona und mehr: Was ist da bei den Immo-Aktien und Zinsen los?
Die Coronakrise hat Deutschland, Europa und die Welt fest im Griff. Die Abwehrmaßnahmen richten deutlichen wirtschaftlichen Schaden an. Da jetzt auch alle Verkaufsstellen geschlossen sind, werden wir nach der Störung der weltwirtschaftlichen Lieferketten für das produzierende Gewerbe aus China im Bereich der Binnenwirtschaft große Schäden sehen.
Daher sind die Aktienmärkte weltweit eingebrochen. In diesem Sog sind auch die Immo-AGs deutlich gefallen. Deren Geschäft ist sekundär betroffen. Bei Gewerbe-Immo-AGs werden Mieterinsolvenzen Schäden durch Mietausfälle verursachen. Zusätzlich können Bewertungen einbrechen, Baumaßnahmen stocken und Neuvermietungen schwierig bis unmöglich werden. Retailfokussierte Immo-AGs werden besonders getroffen, da die Mietflächen nun weitgehend schliessen mussten. Die Folgen daraus sind unabsehbar – und können nicht überschätzt werden.
Bei den Wohn-Immo-AGs dagegen sollte sich der Coronaeffekt in Grenzen halten. Hier ist außerdem zu beachten, ob sich der Mietendeckel halten wird. Hier gibt es erste Urteile unterer Instanzen gegen den Mietendeckel. Die Wohn-Immo-AGs sind bekanntlich doppelt getroffen worden: Erste Kurseinbrüche durch den Mietendeckel in 2019 und jetzt der (m. E. unberechtigte) Abschlag druch Corona. Es ist aber auch zu beachten, dass der Kapitalmarkt scheinbar deutlich steigende Zinsen in mittlerer Zeit erwartet. Dies würde die Vermögenswerte der Immo-AGs ggf. deutlich schmälern. Denn:
Die langfristigen Zinsen steigen. Das dürfte in der Skepsis bezüglich der Erholung der Wirtschaft nach der Krise begründet liegen. Man erwartet perspektivisch nach der Vernichtung von Kapital, Liquidität und Wirtschaftsleistung höhere Zinsen. Auch dürften sich Firmen im Krisenmodus von Anleihen getrennt haben um Liquidität zu beschaffen. Ob diese Entwicklung nachhaltig ist bleibt abzuwarten. Sollten die wirtschaftlichen Schäden schneller kompensiert werden, könnte sich die Entwicklung relativieren. Höhere Zinsen führen vor allem zu höhren Kosten und voraussichtlich sinkenden Immobilienwerten.
Ich halte nachhaltig deutlich steigende Zinsen aber vor dem Hintergrund der ungelösten und sich durch Corona eher noch verschärfenden Staatsschuldenkrise für ausgeschlossen. Hier wird die EZB noch mehr gefordert sein, zinssenkend zu wirken.
Das Gold fällt. Hier dürften einige Goldinhaber aus Gründen des Liquiditätsbedarfs aufgrund der unerwarteten Ausschlägen an den Börsen und Preisen sich von Gold getrennt haben Am Wichtigsten dürfte aber sein, dass wahrscheinlich Russland im Rahmen der Auseinandersetzung mit Saudi-Arabien Liquidität braucht und dazu Gold verkauft. Der inzwischen durch die Auseinandersetzung auf 25,80 USD gesunkene Ölpreis reisst große Löcher in die Liquiditätsplanungen aller Öl-Exporteure.
Alles in Allem: Die außerordentliche Situation, für die es kein vergleichbares Szenario in den letzten 100 Jahren gab, können wir mit den gewohnten Techniken, Ursachenforschung und Strategien nicht analysieren und „lösen“. Alle Handlungsempfehlungen aus vermeintlichen „Erfahrungen“ müssen unvollständig sein – und bergen erhebliche Risiken. Der Shut-downs des kompletten gesellschaftlichen Lebens für Wochen (und ggf. Monate) muss erhebliche und fundamentale Auswirkungen haben, die wir heute nur vorsichtig abschätzen können. Es wird Krisengewinnler geben – aber sehr viel mehr Verlierer. Die Krise wird auch bereinigende Wirkung haben: Schwache Firmen werden verschwinden – aber auch einige große Konzernen und Firmen, mit denen wir nicht gerechnet hätten.
Ich rate umso mehr zu vorsichtigem, risikoaversen und defensivem Verhalten. Nur wer sich wirklich Totalverluste leisten kann, sollte jetzt an verstärkte Investments denken.