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Heraklit

Warum die PropTechs im grossen Bestand (noch) nicht durchdringen … und warum Digitalisierung die Digitalisierung behindert …

13.01.2020 Allgemein Keine Kommentare

Seit mehreren Jahren sind die teils disruptiven neuen Angebote, Ansätze und Geschäftsideen in aller Munde. Doch nach den Präsentationen auf tollen PropTech-Messen kommen doch viele neue Ideen nicht in der Breite zur Anwendung. Das hat mehrere Gründe, die auf beiden Seiten (PropTechs und Bestandshalter) liegen:

Die Bestandshalter verfügen alle schon über eine „digitale Welt“ im Unternehmen. ERP- und DMS-Systeme sowie Planungssoftware sind bereits nahezu überall im Einsatz. Auch verfügen viele Unternehmen bereits über BI-Software. Je besser ein Unternehmen bereits aufgestellt ist, desto schwerer sind neue Lösungen zu integrieren. Auch ist der Mehrwert gegenüber den vorhandenen Systemen in der Folge immer kleiner und schwerer zu bestimmen und zu quantifizieren – vor allem wenn umfangreiche Implementierungsmaßnahmen erforderlich sind um den vorhandenen Datenbestand zu migrieren. Hinzu kommt die Ausbildung der Mitarbeiter an den neuen Systemen. Je weiter die Digitalisierung eines Unternehmens fortgeschritten ist, desto schwerer wird die Weiterentwicklung im Kernbereich. Es können ergänzende Systeme angefügt werden – dabei behindern aber oft Schnittstellen und eine dominante Ausgestaltung neuer Software die Integration. Hier trifft Idee auf Realität.

Die neuen Systeme der PropTechs bieten nur eine Teillösung – häufig auch nur ein Single-Use an. Start-ups wollen ihre Produkte antürlich schnell marktreif und vermarktungsfähig bekommen. Daher wird oft nur eine echte Lösung angeboten, die Weiterentwicklung in Tiefe und Breite soll dann später erfolgen. Für Bestandshalter mit großen Beständen an Immobilien und noch größeren Datenbeständen ist die eine Lösung dann oft verlockend, aber: Wird es das Unternehmen / den Datenstandard dauerhaft geben? Lohnt sich Umstellungsaufwand oder lande ich in eienr Sackgasse? Macht es Sinn diese Einzellösung aufwendig zu intergrieren? Macht es Sinn die Mitarbeiter auf diese (und damit später auf viele) Einzellösungen zu schulen? Ist der Anstieg der Komplexität – auch für die Mitarbeiter – zumutbar oder wird die Akzeptanz der Digitalisierung ggf. sogar gefährdet?

Auch gößere Plattformanbieter sehe sich mit ihren Angeboten – auch Life-Cycle-Datenräumen – umfassend aufgestellt. Sie denken, dass sie alles abdecken. Doch weit gefehlt. Aus Sicht des Bestandshalters müssen diese Plattformen dann noch mit vielen anderen Systemen interagieren, Daten und Prozesse austauschen. Das sind bereits heute neben ERP-Systemen auch Systeme zur interaktiven Bearbeitung der gehaltenen Daten und Pläne. Hinzu kommen die Systeme zur Prozessabwicklung (z. B. Jahresabschluss, Geschäftsberichte, Mietvertragsabschluss etc.) – künftig vor allem Systeme zum technischen Gebäudemanagement mit Sensorik.

Wirtschaftlichkeitsgrenzen: Nicht alle Systeem sind für jeden Bestandshalter wirtschaftlich. Das hängt vom Geschäftsumfang aber auch von der genauen Ausprägung und Umsetzung des laufenden Geschäftes ab. Was sind „musts“ und was sind „nice-to-haves“. Was rechnet sich von den „Nice-to-haves“ wirklich nachhaltig?

Apropspos Nachhaltigkeit: Welche neuen Systeme sind gegenüber dem Ist-Zustand auch wirklich nachhaltig? Ist der Mehraufwand der Umsetzung und Implementierung auch ökologsich nachhaltig? Gibt es andere geschäftspolitische Vorgaben und Prioritäten (ESG), die beachtet werden müssten?

DIe Proptrechs starten – und das ist natürlich richtig – mit ihren Ideen erst einmal auf einem „weissen Blatt Papier“ und denken Lösungen und Prozesse neu. Doch treffen Sie dann nicht auf Unternehmen, die noch nie etwas von Digitalisierung gehört oder umgesetzt haben. Vielleicht wäre es sinnhaft gleich Add-ins für vorhandene Systeme zu entwickeln statt eine Komplettumstellung „einzufordern“? Zudem müssen nicht nur die Unternehmen sondern auch die Mitarbeiter der Unternehmen bei der Entwicklung mit „bedacht“ werden. Die Mitarbeiterschaft ist heterogen in Bezug auf IT-Affinität, Alter und Akzeptanz von neuen Lösungen. Das unterschätzen die vornehmlich jungen PropTech-Starter immer. Neben dem Implementierungsaufwand (der häufig zu einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit „Selbsthilfe-Touch“ wird) ist die Akzeptanz bei den Mitarbeiter unter den Überschriften „easy-to-learn“ und „easy-to-use“ zu prüfen. Jede neue Lösung sollte einfacher und nicht komplizierter sein – auch wenn komplexe Sachverhalte abgearbeitet werden.


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