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Heraklit

Wird 2019 ein 2018 – 2.0?

01.03.2019 Allgemein Keine Kommentare

2019 beginnt mit wieder sehr niedrigen Zinsen und weiterhin niedrigen Spitzenrenditen bei gewerblichen Investments. Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass die Beendigung des Ankaufs zusätzlicher Staatsanleihevolumina und die „Inaussichtstellung“ einer ersten Zinserhöhung im Jahr 2019 die Zinswende einläuten würde.  Dies würde dann aufgrund eines allgemein leicht steigenden Zinsniveaus auch die Spitzenrendite unter Druck nach oben setzen, da Alternativanlagen besser verzinsen.

Nun nährt die niedrige Inflation (aufgrund gesunkener Ölpreise) die  Annahme, dass die EZB doch erst später, nämlich in 2020, agieren könnte. Zudem belasten die Unsicherheiten aufgrund des Handelsstreits zwischen den USA und China sowie der Bexit die Wirtschaftserwartungen in der Eurozone (und nicht nur dort). Der drohende wirtschaftliche Abschwung droht auch die Steuerreinnahmen zu mindern – und die Staatsschuldenkrise insbesondere in Bezug auf Italien neu zu „beleben“.  Dort steigen die Risiken jetzt auch schon, obwohl das Zinsniveau in der Eurozone so niedrig ist. Die durch die gesunkenen Zinsaufwendungen für Staatsschulden entstandenen Spielräume wurden gar nicht zur Konsolidierung sondern nur zum Konsum genutzt. Im Ergebnis ein weiteres Indiz für eher gewollt niedrige Zinsen.

Nun hat die EZB, anders als die USA, sehr lange an den niedrigen Zinsen festgehalten und keine Zinserhöhungen in den letzten zwei Jahren durchgeführt. Dadurch verfügt sie jetzt nicht mehr über die klassischen Instrumente einem wirtschaftlichen Abschwung oder einer Staatsschuldenkrise zu begegnen. Bleiben nur alternative Instrumente, die jedoch nicht so erprobt sind und ggf. nicht ausreichend wirken. Die EZB wird nun neue Langfristtender ausreichen, um die Liquidität zu sichern. Was bleibt dann noch? Die Anleihenankäufe wieder auszuweiten käme einem Gesichtsverlust gleich. Gleich Aktien kaufen um Liquidität in den Markt zu bringen um die Zinsen niedrig zu halten? Alles sehr gewagt und nicht erprobt. Wäre eventuell sogar weitere Zinssenkungen möglich? Dann bekämen die Banken wieder Probleme Geld zu verdienen und gerieten in Schwierigkeiten.

Durch das zu lange Festhalten an den niedrigen Zinsen fehlt der EZB jetzt das Instrumentarium wirksam gegen einen Wirtschaftsabschwung vorzugehen. Das stellt dann nicht nur ein Risiko für die Wirtschaft dar – auch für die Staaten wie Italien sind weitere Unterstützungen im inzwischen herkömmlichen Wege nicht mehr möglich. Bei der aktuellen Regierung im „Schwergewicht“ Italien dann auch ein Risiko für die Eurozone insgesamt.  

Was bedeutet dies für die Immobilienwirtschaft? Ja, es wäre möglich, dass die Phase der niedrigen Zinsen in die Verlängerung geht. Dies würde auch ein Anhalten des freundlichen Klimas für die Immobilienwirtschaft in 2019 bedeuten. Dabei dürften die Spitzenrenditen in den TOP 7 Städten nicht mehr wesentlich weiter sinken. Hier wird sich die Situation stabilisieren. In den B-Städten und dem Umland der A Städte werden sich die Renditen in 2019 aber leicht weiter absenken.  

Es ist aber wichtig, dass das Zinsniveau mittelfristig wieder „normalisiert“ wird – sonst kommen wir irgendwann ins „Elfmeterschiessen“ und bei einer Niederlage fliegt der Euro aus dem Wettbewerb.

Zu wünschen wären Entspannungen bei den Themen Brexit (durch einen Deal oder ein Remain), bei handelsstreit China-USA und bei den drohenden Zöllen für die europäische Automobilindustrie in den USA. Dann könnten sich Wirtschaftsentwicklung und Zinspolitik auch schnell wieder – zum Besseren – ändern.

  

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Dr. Michael Piontek