Beeinflussungen und Dimensionen der Zinspolitik der EZB … Teil 6: Risiken der Zukunft
Die europäische Integration der Vergangenheit erlebt derzeit eine deutliche Gegenbewegung zu mehr Desintegration und Nationalismus.
Die deutlichen Handelsüberschüsse Deutschlands innerhalb der Währungsunion führen zwangsläufig zu Handelsdefiziten bei anderen Staaten. Über die Rettung der Problemstaaten „zahlt“ Deutschland indirekt für die Überschüsse der Vergangenheit.
Die Geburtsfehler des Euro gefährden die Stabilität. Damit sind insbesondere die politisch gewollte Aufnahme der eigentlich nicht „reifen“ Problemstaaten sowie das Fehlen einer einheitlichen Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik gemeint. Es wird sich beweisen müssen, ob dies nachgeholt werden kann. Derzeit stehen die politischen Zeichen eher auf Desintegration.
Eine mögliche Sanierung und Stabilisierung über eine Inflationsentschuldung wäre sehr langfristig, aber politisch am risikolosesten, da keine größeren Strukturveränderungen erforderlich wären. Allerdings bedeutet dies auch ein „Weiterwurschteln“ und Vertagen wie bisher. Das Risiko eines unkontrollierten Austritts von starken und/oder Problemstaaten (auch aufgrund der Wahlen in NL, F und I), würde auch das Risiko eines Zerfalls der Eurozone bedeuten.
Ein Signal der Stärke wäre es, wenn ein gesteuerter Austritt von Problemstaaten, die die Konvergenzkriterien langfristig nicht schaffen können, gelingen würde. Wenn es gelänge, diesen „Geburtsfehler“ zu korrigieren, würde aber auch kein Weg am Schuldenschnitt aller Schulden für diese Staaten vorbeiführen. Dies kann nur durch die Übernahme der Schulden durch die restlichen Eurostaaten erfolgen, ohne den Euro insgesamt zu gefährden. Dann wäre die Eurozone aber zukunfts- und handlungsfähig.