Beeinflussungen und Dimensionen der Zinspolitik der EZB … Teil 4: Die Politik
Die EZB steht unter verbalem Druck durch die Kritik, vor allem deutscher Politiker, an den niedrigen Zinsen. Dies ist auch dem Wahlkampf in Deutschland geschuldet. Der Deutsche spart zudem auch gern sehr konservativ auf Sparbücher und seit einigen Jahren auf Tagesgeldkonten. Schmerzhaft sind hier ausbleibende Zinsen. Es gibt Alternativanlagen, wie z.B. Aktien, die jedoch noch „performen“. Hier müsste ggf. mehr Offenheit und Transparenz gewagt werden.
Die Niedrigzinsphase hilft den Problemstaaten, den Zinsaufwand der überbordenden Verschuldung zu begrenzen. Allerdings nimmt mit dem finanziellen Druck in mindestens gleichem, wenn nicht höherem Maße die Reformbereitschaft ab. Auch dort wollen die Politiker wiedergewählt werden – und ihren Bürgern so wenig Lasten wie möglich aufbürden.
Doch was sind die Alternativen? Ein unkontrollierter Zerfall der Euro-Zone birgt unkalkulierbare Risiken, die kein EU-Politiker riskieren und die Euro-Zone dadurch ernsthaft gefährden wird. Es möchte auch niemand „die Axt an die europäische Integration“ setzen. Daher wird zunächst alles beim Alten belassen: niedrige Zinsen halten die Problemstaaten „im Rennen“ und es wird gehofft, dass nichts Schwerwiegendes passiert.
Doch Risiken sind nicht auszuschließen: in 2017 stehen Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Italien an. Sollten dort euroskeptische Parteien Mehrheiten gewinnen oder die Politik massiv beeinflussen können, wären weitere Exits möglich. Ein Ausritt eines wichtigen Staates würde der Euro kaum überstehen.
Ein Risiko für die gesamtwirtschaftliche Lage ist die US-Politik, diese kann auch Auswirkungen auf die Eurozone haben. Die US-Politik des Protektionismus zu Gunsten der US-Wirtschaft muss zwangsläufig der Wirtschaft der Eurozone schaden, insbesondere der Deutschlands. Dies führt aber auch zu Unsicherheiten. Je nach Grad der Unsicherheit könnte es auch zu einer Flucht in deutsche Staatsanleihen kommen – was die Zinsen wieder senken würde.
Die Politik der FED wird zu moderaten Zinsanhebungen in den USA führen. Vor allem, wenn die Wirtschaftspolitik dort zunächst für Aufschwung sorgen sollte. Die höheren Zinsen werden sich im Wechselkurs USD zu EUR niederschlagen, aber auch einen leichten Zinssog nach oben für die langfristigen Eurozinsen auslösen.
Welche Faktoren sind insgesamt zinssteigernd? Neben einem (durch die Inflation leicht belasteten) möglichen Wirtschaftswachstum und Zinssteigerungen durch die FED (die allerdings bereits teilweise eingepreist sind), wäre dies eine nachhaltig steigernde Inflation und ein daraus folgendes mögliches Tapering (Straffung der Geldpolitik) der EZB.
Dem entgegen stehen zinssenkende Faktoren wie die Unsicherheiten aus den beginnenden Brexit-Verhandlungen, eine nachlassende Inflation, eine Wirtschaftsbelastung aus den USA sowie mögliche eurokritische Wahlergebnisse, die zu erhöhter Nachfrage nach Staatsanleihen der starken Euroländer führen könnte.