Aus Forschung und Lehre: Die alternative, wirtschaftliche Betrachtungsweise: Die Qualität der Beziehungen als Wertreiber
In England hat sich eine Sichtweise etabliert: Relational Lens. Diese auch von KPMG angebotene Analyse von Unternehmen bzw. deren Beziehungen im Hinblick auf die Ertrags- und Werterhöhung ist nicht wirklich neu – aber diesmal konsequent durchdacht.
Es bedeutet zu lernen, alle Vorgänge aus der Perspektive von Beziehungen zu sehen, im Vergleich zum Gesichtspunkt des reinen Materialismus oder Individualismus. Anstatt anzunehmen, dass Einkommen oder Gewinn allgemein das ultimative Maß für persönliche, kooperative oder Unternehmensentscheidungen sein sollten, argumentiert Relational Lens stattdessen für Beziehungs-Wohlbefinden – da Beziehungen das sind, was im Leben am meisten zählt. Zu Lernen, allein und alles in Bezug auf Beziehungen zu denken, kommt für einige einer kopernikanischen Revolution gleich: Anstatt materiellen Reichtum, oder individuelle Rechte und Freiheit, ins Zentrum unseres metaphysischen Zentrums zu stellen, werden hier die Beziehungen ins Zentrum gestellt – um besser widerzuspiegeln, was Menschen und Gesellschaften wirklich schätzen.
Dieser leicht kapitalismuskritische Ansatz beleuchtet bei jedem Vorgang, jeder Entscheidung zuerst die Auswirkungen auf die bestehenden oder ggf. neuen Beziehungen.
Es kommt unserem Gefühl nach, dass nicht nur quantitative Zahlen Erfolge widerspiegeln – sondern auch qualitative Aspekte Erfolge sein können (z. B. gute Unternehmenskultur, gute Mieterbetreuung). Sicherlich werden viele zustimmen, dass (beidseitig) gute Beziehungen später auch oft zu quantitativen Erfolgen und Ergebnissen führen.
Analysiert werden dabei Faktoren wie Direktheit (unsere Präsenz in einer Beziehung), Kontinuität, Komplexität, Parität/Gleichwertigkeit und Gemeinsamkeit in Beziehungen.
Diese Faktoren werden ausgewertet und dann auch quantifiziert. Daraus ergeben sich dann auch Handlungsanregungen zur weiteren Optimierung.