Psychologie – Einflüsse in der beruflichen Praxis
In der vorgenannten Principal-Agent-Theorie herrscht die Annahme, dass jeder Mensch rational zu seinem Vorteil handelt – das Modell heisst „Homo Oeconomicus“.
In der Praxis können allerdings immer Handlungen beobachtet werden, sie scheinbar diesem Modell widersprechen.
Menschen handeln, insbesondere unter Druck, durchaus scheinbar irrational. Dies führt dazu, dass die die auf dem Modell des Homo Oeconomicus aufbauenden Steuerungssysteme nicht umfassend funktionieren.
Daher ist es wichtig auch in der Managementlehre die Erkenntnisse der Psychologie einzubeziehen – denn es sind Menschen die handeln.
So funktioniert unser Denken (nach Kahneman) in 2 Schritten:
a) Intuitive Lösung – unbewusstes Rechnen
b) bewusstes, vorsätzliches Rechnen
a) ist schnell und effektiv, aber begrenzt
b) dauert länger, löst komplexere Themen
Intuitive Denkweisen und -muster laufen immer unbewusst mit, brauchen weniger Energie, basieren auf alten Erfahrungen, Wissen und Denkmustern. Sie erledigen die meisten unserer Entscheidungen und erfolgen schnell und sind daher oft effektiv.
Bewusste Denk-Handlungen (das „Umschalten“ ist tatsächlich an Pupillenerweiterungen erkennbar) werden bewusst zugeschaltet, brauchen mehr Energie und dominieren dann in dieser Zeit die intuitiven. Diese bewussten Entscheidungen bedürfen deutlich mehr Zeit und Informationen- und bedeuten daher höhere Decision-Costs.
Ergebnis: Menschen handeln daher oft nicht so rational, wie z. B. in der Principal-Agent- Theorie dem Homo Oeconomicus unterstellt wird.
Auch auf berufliche Entscheidungen zutreffend:
Auch hier werden viele Entscheidungen intuitiv getroffen. Oft lassen sich nicht alle Informationen für eine „durchdachte“ Entscheidung besorgen – oder das wäre zu langwierig oder teuer. So können intuitive Entscheidungen auch wirtschaftlich sein – sofern sie nicht fehlerhaft sind.
Intuition beeinflusst auch unsere Wahrnehmung. Die Einschätzung von Personen orientiert sich an ersten, intuitiven Eindrücken. Dies kann auch zu Beurteilungseinflüssen führen.
Aber auch andere Heuristiken und Wahrnehmungsverzerrungen greifen in Entscheidungsprozesse entscheidend ein:
Wir beurteilen Wahrscheinlichkeiten danach, wie gut wir uns an Repräsentanten einer Klasse oder Ereignisse erinnern können. Auch gewichten wir Informationen, die unsere bisherige Meinung / Position in Frage stellen unbewusst unter. Bestätigende Daten werden von uns eher gesucht und überbewertet.
Dies wirkt auf Entscheidungen und auch Risikoeinschätzungen und -berichte. Und, da sind wir wieder bei Führung, bei Beurteilungen.
Diese Heuristiken und Wahrnehmungsverzerrungen führen zu Abkürzungen in den Entscheidungsfindungen. Es werden Entscheidungen ggf. kostengünstig „über den Daumen“ getroffen.
Es ist also wichtig um die verschiedenen Prozesse von Entscheidungen zu wissen und diese einordnen zu können. Auch zu wissen wann von intuitiv auf rational „umzuschalten“ ist. Die psychologischen Einflussfaktoren wir Heuristiken und Wahrnehmungsverzerrungen sind dabei immer kritisch zu reflektieren. Ggf. ist es sinnvoll wichtige Entscheidungen mit einem Sparringspartner zu diskutieren, der einem anderen Mindset angehört.