Compliance im Immobilienbereich … noch nicht Standard?
Vorab die Definition: Compliance ist die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien sowie freiwilliger Kodizes in Unternehmen. Aber auch die von ethischen Standards der Unternehmensführung.
Zu nennen sind neben rechtlichen (auch strafrechtlichen) Regelungen der Corporate Governance Kodex das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich. In den USA auch der Sarbanes-Oxley-Act.
Und neuer – jetzt auch der ESG: environmental, social and governance investment considerations. Ohne ESG-Einhaltung ist das Investment vieler private Equity-Firmen nicht mehr denkbar.
Viele reden darüber, doch haben viele Unternehmen keine ausdrücklichen Compliance-Richtlinien.
Ziel der Compliance-Regelungen:
• Prävention und Schadensabwehr
• Risikomanagement
• Reputationsschutz
• Qualitätssicherungsmaßnahme
• Bewusstsein bei den Mitarbeitern schaffen
Relevante Thematiken im Immobilienbereich z.B.:
• Betrug
• Bestechung
• Unterschlagung
• Unlauterer Wettbewerb bzw. Preisabsprachen
Aber auch
• Interessenskonflikt Kapitalgeber – Kunden
Sowie
• Vermeidung von Schwarzarbeit
• Sicherstellung Arbeitsschutz, Baustellenschutz, SiGeKo etc.
• Sicherheitsdienst, Verkehrssicherung
Risiken
• Finanzieller Verlust
• Strafbarkeit
• Nichtigkeit von Verträgen
Auch die Immobilienwirtschaft kommt an Compliance-Regelungen nicht vorbei. Zum einen im operativen Bereich, wo man z. B. bei Ausschreibungen Fraud etc. vermeiden muss. Die Bekämpfung von Schwarzarbeit und die Absicherung der Mitarbeiter durch Einhaltung aller Sicherheitsrichtlinie sind für einen Arbeitgeber mit echten „Baustellen“ besonders wichtig.
Aber auch im Investmentbereich, wenn man ESG für manche Kapitalgeber oder Käufer erfüllen muss.
Werden auch die möglichen Interessenskonflikte zwischen Kunden und dem Unternehmen beachtet bzw. behandelt? oder zwischen (insb. Fremd-) Kapitalgebern und den Unternehmen?
Sicherlich werden von vielen Teilbereichen (z. B. Arbeitssicherheit) streng beachtet – aber auch entsprechend dokumentiert? Werden auch die Kontrolle entsprechend dokumentiert?
Gibt es eine umfassende Bestandsaufnahme aller möglichen Compliancefelder – oder wird nur situativ bzw. in Teilbereichen umgesetzt? In der Praxis werden leider den Interessenskonflikten bzw. deren Lösung zu wenig Beachtung geschenkt. Ebenso werden Reputationsrisiken gern unterbewertet.
Neben den wirtschaftlichen Risiken, den Sicherheitsrisiken dürfen daher auch Reputationsrisiken nicht unbeachtet bleiben. Daher empfiehlt sich eine umfassende Bestandsaufnahme um das Thema zu umreißen – und dann je nach Unternehmen Maßnahmen und Regelungen für alle relevanten Teilbereiche zu treffen um materiellen und immateriellen Schaden zu vermeiden. Dies ist im Immobilienbereich noch nicht überall Standard.
Es gilt wie immer: „Vertrauen kommt zu Fuß und geht zu Pferde!“ .. keiner will mit dem Pferd dann auch noch zum Gericht reiten…