Michael Piontek
30.11.2016
Allgemein,Finance Keine Kommentare
Was wird passieren … kurz und lang … Geld- und Kapitalmarkt?
Die Unsicherheit im Markt ist derzeit groß. Nach Trump kommt jetzt Italien. Wie gehen die Wahlen in Frankreich aus? Was macht die FED? und die EZB?
Die FED wird die Zinsen anheben. Das wird Auswirkungen auf den Wechselkurs USD/EUR haben, aber auch einen Sog nach oben in Euroland erzeugen.
Die EZB hat zuletzt die Markterwartungen nach einer Fortsetzung oder sogar Ausweitung der Geldschwemme nicht erfüllt. Der Markt sieht die Gefahr des Taperings.
Der Ölpreis ist heute wieder deutlich über 50 USD (Brent), das wird die Inflation etwas anheizen.
Die Zinsen und Börsen haben letztens nicht wie erwartet reagiert. In Zeiten der Unsicherheit flohen die Menschen sonst in Staatsanleihen und haben damit die Zinsen gedrückt. nach Trump sind Börsen und Zinsen gestiegen. Wenn die Welle des Nationalismus auch in der EU weiter Fuß fasst kann man die Auswirkungen nicht wirklich vorhersagen.
Was wissen wir also? Die USA ziehen die Zinsen an – die EZB wird kfr. nichts verändern. Ob eine Verlängerung des Ankaufsprogramms kommt bleibt abzuwarten.
Die langfristigen Zinsen werden im Sog der US-Zinsen eher steigen. Die kurzfristigen Zinsen (3-Monats-Euribor mit -0,31%) orientieren sich am negativen Einlagezins (-0,4%) der EZB, der wird erst mal unverändert bleiben. Auch die nicht gelöste Staatsschuldenkrise wird weiter für niedrige kfr. Zinsen sorgen.
Steigende langfristige Zinsen freuen die Banken. Die von mir auch angekündigte Versteilung der Zinskurve (auf jetzt rd. 1 %) ermöglicht wieder Fristentransformationen.
Was ist zu tun? Konservative Anleger sind gut beraten, jetzt offene Zinssicherungspositionen zu schließen. Das Risiko steigender Zinsen ist deutlich höher als die Chance, dass die Zinsen noch einmal deutlich zurückkommen. Dies gilt auch für Forward-Sicherungen bis 2 Jahre. bei längeren Vorlaufzeiten muss man rechnen und die eigene Zinserwartung reflektieren. Wer lieber spekulieren will oder short bleiben will, kann natürlich an den negativen kfr. Zinsen partizipieren. En gewisser Short-Anteil ist sicherlich auch in jedem Portfolio sinnhaft und zu vertreten.
Michael Piontek
12.11.2016
Allgemein Keine Kommentare
Diese Woche sind die langfrsitigen Zinsen um ca. 0,25% auf bis zu 0,7% (10 Jahres Swap) angestiegen. Doch was bedeutet das?
Die überraschende Erhöhung dieser Woche trat nach dem unerwarteten Ausgang der US-Wahl ein. Geht es also weiter? Oder folgt eine technische Korrektur? Politische Börsen und Verwerfungen sind häufig nur von kurzer Dauer. Konkret lässt es sich aber nicht vorhersagen – die nächste Woche sollte zeigen, ob sich die Entwicklung verfestigt.
Vor der US-Wahl hatte sich allerdings schon eine gewisse Bodenbildung bei den langfrsitigen Zinsen gezeigt. Daher könnte man – wenn ab sofort einen Zinssicherungsbedarf hat – auch jetzt handeln. Dabei ist aber zu beachten, dass die kurzfrsitigen Zinsen stabil niedrig bleiben. Der 3-Monats-Euribor liegt bei – 0,31%. Eine sofortige Zinssicherung erhöht also sofort Ihren Zinsaufwand um rd. 1% p.a. für das neu eingedeckte Volumen. Es kommt also darauf an, zu welchem Anteil Sie zinsgesichert arbeiten wollen – und in welchem Maße Sie am niedrigen kurzfristigen Zinsniveau partizipieren wollen.
Wenn Sie Immobilienivestor sind kommt es natürlich vor allem auf Ihr Immobilienkerngeschäft an. Die Finanzstrategie muss immer der Immobilienstrategie folgen. Wenn Sie ggf. auch einmal Immobilien aus dem Portfolio veräußern wollen, dann sollten Sie natürlich nicht alle Finanzierungen fest eindecken. Swaps sind zwar deutlich flexibler – aber die Bankmarge im Swap zahlen Sie bei einer vorzeitigen Auflösung doch.
Wenn Sie sich das aktuelle Zinsniveau länger sichern wollen – ohne den aktuelle Zinssicherungsgrad Ihres Portfolios gleich zu erhöhen (aus vorgenannten Gründen), dann kommen Forward-Swaps in Betracht. Hier ist aber zu beachten, dass der Forwardaufschlag aufgrund der niedrigen kurzfrsitigen Zinsen sehr hoch ist. 2 Jahre kosten rd. 0,4% – die dann die kommenden 10 Jahre zu zahlen sind. Hier spielt also Ihre Zinserwartung die entscheidende Rolle – erwarten Sie, dass die langfrsitigen Zinsen in den nächsten 2 Jahren weiter um mehr als 0,4% steigen? Dann sollten Sie den Forward-Swap wählen. Hier sollten Sie vielleicht noch einmal abwarten, ob der Trump-Effekte nächste Woche nachlässt. Wenn Sie dann eindecken kann es aber sein, dass die Zinsen dennoch auch später noch einmal zurückkommen, denn die wirtschaftlichen Rahmendaten (Ölpreis, Inflation, Staatsschuldenkrise) sind eigentlich zu den letzten Wochen unverändert. Im Gegenteil macht die „Rotweintruppe“, diesmal Italien, derzeit sogar wieder mehr Sorgen. Der Ölpreis ist nach der OPEC-Ankündigung wieder auf deutlich unter 50 USD (Brent) gefallen – dass bedeutet, dass die Inflation wieder etwas verhaltener wird. Die EZB wird das Ankaufsprogramm verlängern. Ich will auch nicht verhehlen, dass ich auch noch immer Diskussionen mit Marktteilnehmern führe, die meinen, dass wir japanische Verhältnisse bekommen.
Bitte lassen Sie sich von kurzfrsitigen Zinsänderungen nicht nervös machen. Wie an der Börse hat man nie den optimalen Einstands- oder Ausstandszeitpunkt oder -zinssatz. Die Entscheidungen hängen im Immobilienbereich auch immer von immobilienwirtschaftlichen Grundlagen ab. Es gibt aus dem Grundgeschäft heraus Zeitpunkte an denen man handeln kann – oder auch nicht. Ein gutes Portfolio verträgt auch variable Zinsen – in der Gesamtschau der letzten 10 Jahre wäre man damit auch besser gefahren. Als konservativer Investor können Sie jetzt zinssichern – aber es gilt kühlen Kopf zu bewahren und die Entscheidung bewusst zu treffen. Man darf sich dann auch nicht ärgern, wenn die Zinsen nicht weiter steigen. Aber das ist dann der Preis für die hohe Sicherheit.
Als Immobilienunternehmen sichern sie den immobilienwirtschaftlichen Erfolg nur über die Finanzierungsseite ab – Sie streben eigentlich nicht nach Spekulationsgeschäften. In der Vergangenheit sind viele Unternehmen über die Misserfolge aus Spekulationsgeschäften (auch Währungs-Swaps mit dem Schweizer Franken und japansichen Yen) gestolpert und haben den immobilienwirtschaftlichen Erfolg damit torpediert.
Michael Piontek
03.11.2016
Allgemein,Finance Keine Kommentare
Das britische Parlament hat mit großer Mehrheit für das Abhalten des Referendums gestimmt. Es ist aus verschiedenen Gründen höchst unwahrscheinlich, dass es jetzt das Ergebnis nicht anerkennt und anders votieren sollte. Das hätte ernsthafte Folgen für die Glaubwürdigkeit und die Funktion der Demokratie in UK generell. Auch hat sich die aktuelle Regierung (die die Mehrheit der Abgeordneten hinter sich weiß) die Umsetzung des Brexit auf die Fahnen geschrieben.
Daher ist davon auszugehen, dass die britische Regierung im März 2017 den § 50 der Verträge ziehen und damit den Brexit beantragen wird. Dann bleiben 2 Jahre um alle Verhandlungen abzuschließen – das wird sicherlich eng. Neben dem Austritt aus alle europäischen Institutionen wird natürlich der Marktzugang versus Personen-Freizügigkeit die wesentliche Baustelle sein. Wird es ggf. sogar einen „Hard Brexit“ ohne abgeschlossene Verhandlungen geben? Oder einen „Soft Brexit“, der UK weiterhin Marktzugang gegen eine ggf. regulierte Personen-Freizügigkeit gewähren wird. Werden die EU-Partner mit UK hart verhandeln und den Preis des Brexit damit hoch treiben – oder aus wirtschaftlicher Vernunft einen leichteren Weg wählen?
UK hat zur Sicherheit den „Great Repeal Bill“ im Auge, d. h. das die aktuellen EU-Regelungen in UK weiter gelten sollen bis neue, eigene Gesetze erlassen werden.
Die EU und Deutschland müssen ein hohes Eigeninteresse an einem weiter funktionieren Handel haben, schließlich entfallen 18% des Handels in Europa auf UK. Wenn wir uns hier über Jahre (2 Jahre, die auch noch einvernehmlich verlängert werden könnten) einen unsicheren Verhandlungsmarathon liefern, dann wird die EU zur „Lame Duck“ in der Welt und gegen andere Regionen der Welt verlieren.
Die EU hat auch ein Interesse daran, dass es UK auch nach dem Brexit noch gut geht. Neben dem direkten Handel will die EU auch nicht, dass UK internationale Firmen durch hohe Subventionen nach UK lockt – das würde zu einem Subventionskrieg führen.
Ist es wahrscheinlich, dass die EU der 27 eine kooperative Politik verfolgen wird? Derzeit eher nicht, da Vorabstimmungen mit der UK derzeit verweigert werden.
Eine „Softe Lösung“ birgt die Gefahr, dass auch andere die EU verlassen wollen. Ein weiterer Grund ist, dass U.K. allein ggf. günstigere Freihandelsabkommen abschließen und damit deutlich profitieren könnte – und diese Güter dann bei einem soften Brexit (mit guten Vertragsbeziehungen in Bezug auf den Marktzugang zur Rest-EU) einfach die die EU einführen könnte und damit die EU-Freihandelsabkommen unterlaufen könnte. Das kann und wird die EU nicht zulassen.
Eine harte Lösung lässt sich politisch besser verkaufen, auch weil man sich positive Gewinne zu Lasten UK erwartet bzw. annonciert und populistische Stimmungen in der EU bedient.
Was wird sich durch den Brexit bei uns ändern? Vieles. Auf EU-Sicht: Es werden sich die Stimmverhältnisse in den EU-Gremien zu Gunsten der „Club Med“-Truppe (Südstaaten) gegen die ordnungsliberalen Staaten (inkl. Deutschland) verändern. Das wird zu mehr Vergemeinschaftung der Schulden führen – und weniger Reformen in den „Problemstaaten“.
Wir werden wohl auf absehbare Zeit mehr wirtschaftliche Unsicherheit und schwankende Wachstumsentwicklungen haben.
Und die Zinsen? Unsicherheit wird eher dazu führen, dass die Zentralbanken die Zinsen niedrig halten werden. Kurzfristig ist zu beachten, dass das Ankaufsprogramm der EZB passend zur Ziehung des § 50 auslaufen soll. Daher ist natürlich mit einer Verlängerung zu rechnen. Die Zentralbanken werden sich hüten, weiter Unsicherheiten zu produzieren.